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ist. Hoch über die Stadt hinweg ragt der höchste Türm Spaniens, 
der Turm der Kirche Unsrer lieben Frauen. Das Innere dieser 
Kirche ist mit köstlichen Gemälden geschmückt, die von dem berühm¬ 
ten Murillo herrühren. — Ähnliche Vorzüge haben auch die Städte 
Cordova, Malaga und Cadiz. Auch sie sind umrauscht von Maulbeer¬ 
bäumen, Orangen, Zitronen, Feigen und Palmen, auch sie haben Bau¬ 
werke, welche an die Maurenzeit erinnern. Cadiz und Malaga bieten 
als Seestädte außerdem noch ein belebtes Hafenbild. Auf dem blauen 
Meere kreuzen Hunderte von Booten, Schaluppen und Fischernachen 
zwischen den gewaltigen Dampfern umher, die aus fernen Landen ge¬ 
kommen sind oder dorthin gehen wollen und zurzeit im Hafen vor 
Anker liegen. Große Massen von Kastanien, Johannisbrot, Kork, Oliven¬ 
öl, Wein und Wolle werden verladen und gehen hinaus in alle Welt. 
Malaga allein versendet jährlich mehr denn 20 000 Faß Wein. Auf 
den Kais, von denen aus man eine herrliche Aussicht auf das weite 
Meer hat, lustwandeln von fünf Uhr an, wenn die Hitze im Abnehmen 
ist, zahlreiche Spaziergänger, die Männer mit duftenden Papierzigarren 
(Zigaretten), die Frauen mit dem Fächer in der Hand. Dazwischen 
drängen sich spanische Matrosen mit roten Zipfelmützen, Seeleute 
aus Italien oder England oder Afrika, Landleute mit hohen, spitzen 
Hüten auf dem Kopfe, mit Jacken von Schaffell, schwarzen Gamaschen 
und gelbledernen Schuhen. Überall ertönt der Ruf der Wasserver¬ 
käufer. 
5. Wenn man in eins der fruchtbarsten Täler Andalusiens gelangt, 
begegnet man gar bald den sonnverbrannten Hirten, die, mit Schleuder 
und Lanze bewaffnet, auf herrlichen Rossen über die grünen Abhänge 
und Fluren dahinsausen und prachtvolle, feurige Pferde oder auch 
halbwilde Stiere hüten. — In der Stadt staunt man über die Schön¬ 
heit der meisten Männer und Frauen und über die malerische Kleidung, 
in der sie sich auf den Straßen zeigen. Besonders an Festtagen bietet 
sich ein farbenreiches Bild. Die Männer tragen dann eine knapp an¬ 
liegende Jacke. Sie sieht gewöhnlich schwarz aus und ist auf dem 
niedrigen Kragen und den Ärmeln mit Stickerei verziert. Statt der 
Knöpfe sind auf beiden Seiten Schnüre und Heftel angebracht, die 
aber nur als Zierat dienen; denn die Jacke bleibt immer offen, damit 
das feine Hemd sichtbar wird. Die Ärmel der Jacke sind beinahe bis 
an den Ellenbogen hinauf mit silbernen Knöpfen dicht besetzt. Die 
Hose reicht nur bis ans Knie. Sie ist ebenfalls aus schwarzem Tuch 
gefertigt und an den Seiten reich mit silbernen Knöpfen geschmückt. 
Sie wird durch eine um die Hüften gewundene, rote Schärpe fest¬ 
gehalten. Auf dem Kopfe trägt man einen kleinen Hut mit niedrigem 
Deckel und aufgekremptem Rande. Abends sitzen gewöhnlich Pfänner
	        
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