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Sie durch einen unsrer jüngern Brüder nach dem Lindenhofe führen. 
Da ist die Anstalt, wo die Brüder ausgebildet werden." Die Eltern 
waren einverstanden, sie nahmen Abschied von ihrem Karl, dem es 
gar nicht schwer zu werden schien, aber die Mutter weinte sehr. 
,,Weißt du, Mutter," sagte der Vater, „ich glaube, unser Karl ist gut 
aufgehoben." „Ich glaube es auch," erwiderte die Mutter, „aber es 
wird einem doch so schwer, ein Kind aus der Hand zu geben." 
4. Der Lindenhof liegt nicht weit vom Elisabethstifte. Er ist 
von Philipp Nathusius, dem Bruder der Johanna Nathusius, und seiner 
Frau, Marie Nathusius, im Jahre 1850 gegründet worden. Sie haben 
dort ein Rettungshaus und eine Brüderanstalt errichtet. Als Karls 
Eltern auf den Hof traten, waren die 100 Kinder des Rettungshauses 
gerade beim Spiele. Das war eine Lust und Fröhlichkeit! „Wes¬ 
wegen sind denn die Kinder hier?" fragte Karls Mutter. „Davon wird 
unter uns nicht gesprochen," erwiderte der Bruder Gottfried, der sie 
vom Elisabethstift aus begleitet hatte. „Wenn die Kinder in die An¬ 
stalt treten, sollen sie ein neues Leben anfangen, und was in der Ver¬ 
gangenheit liegt, soll vergeben sein." „Was wird denn nun, wenn die 
Kinder konfirmiert sind?" „Dann werden sie zu tüchtigen Meistern in 
die Lehre gebracht und werden Handwerker oder lernen die Landwirt¬ 
schaft. Die meisten machen uns Freude." „Und wo kommen die Brü¬ 
der her, die mit den Kindern spielen?" „Es sind meist frühere Hand¬ 
werker, Kaufleute oder Arbeiter. Wir haben hier, während die Kinder 
in der Schule sind, auch 5 Stunden Unterricht. Nachmittags arbeiten 
wir mit den Kindern auf dem Feld und im Garten, in der Schuhmacherei 
und Schneiderei, und teilen mit ihnen Freud’ und Leid. Drei Jahre 
dauert unsre Ausbildungszeit, dann werden wir ausgesandt zum Dienst 
in Herbergen und Blödenanstalten, Arbeiterkolonien und Rettungshäu¬ 
sern, Siechenhäusern und Krankenhäusern." 
5. „Wie kommt denn aber das viele Geld zusammen, um die Kinder 
zu erziehen und die Brüder auszubilden und die ganzen großen Anstalten 
zu erhalten?“ „Teils durch Pflegegelder, welche die Behörden oder 
Eltern zahlen, teils durch milde Gaben. 250000 Mark brauchen wir 
jährlich, um bestehen zu können, und 30—40000 Mark müssen durch 
Liebesgaben aufgebracht werden; denn viele Eltern können nicht das 
ganze Pflegegeld zahlen, und die Brüderanstalt wird ganz von der 
christlichen Liebe unterhalten; aber Gott lenkt die Herzen der Men¬ 
schen, daß sie uns geben, was wir brauchen. An jedem Bußtage wird 
für den Lindenhof in den Kirchen unsrer Provinz gesammelt und in 
der Trinitatiszeit für das Elisabethstift." „Ich danke Ihnen, Bruder 
Gottfried; wir müssen jetzt aber zur Bahn eilen. Gott segne die Nein-
	        
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