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dem es lebt, fäulniswidrig wird; die Bazillen und Monaden, welche
die Fäulnis verursachen, können nicht mehr in ihm leben. Die
absterbenden Partien verfaulen infolgedessen nicht mehr, sondern mumi¬
fizieren sich und sammeln sich an; sie bilden eine Unterlage, auf der die
jüngste Generation der Mooszweige weiter wächst. So bildet sich das
Moos zu einem Polster aus, das den ganzen Boden überzieht, und
wie die einzelne Pflanze ein Schwämmchen, so ist dieses Polster ein
riesiger Schwamm, der das an ihn gelangende Wasser festhält und mit
ihm weiter wuchert. Mächtig schwillt es heran und legt sich um
die Eichenstämme. Jahrzehntelang hält es ihren Fuß fortwährend im
sumpfigen Naß gebadet, und die Bäume widerstehen schließlich dieser
endlosen Verschwemmung nicht; sie sterben ab. Lange noch mögen sie
mit entblätterten Kronen dastehen, aber endlich werden sie morsch, und
der Wind bringt sie zu Fall; stürzend versinken sie in dem Schwamm,
der sie vernichtet hat; er wird ihr Grab und wächst über sie hinweg,
haushoch, bis sie verloren und vergessen sind.
Hunderte von Jahren dauert dieser Vorgang, dann tritt vielleicht
einmal eine Änderung ein. Das Klima wird auf ein oder einige Jahr¬
hunderte trockner, der große Schwamm hat nicht mehr Wasser genug,
um sich vollgesogen zu erhalten, und er trocknet mehr oder weniger ein.
An seiner Oberfläche sammelt sich Staub, Torfpflanzen siedeln sich auf
ihr an, dann Heidekräuter und verwandte Gewächse. Diese machen
mit der Zeit aus dem lockern Moosboden ein an der Oberfläche festes
Gelände, das mit immer steigendem Gewicht auf seine Unterlage
drückt. Das Torfmoos setzt sich und sinkt zusammen. Dabei verliert es
immer mehr von seiner Schwammigkeit, und so schafft sich allmählich aus
ihm ein flacher, fester Untergrund, auf dem erst Sträucher, dann
Bäume gedeihen. Das Werk des Körnchens liegt nun seinerseits unter
dem Boden und ist vergessen.
Aber es ist darum noch nicht zu Ende. Unter dem Einfluß der
Zeit, der Winterkälte und des auf ihm lastenden Drucks verwandelt
sich das begrabene Moos in eine schwarze, mäßig feste Masse; das
ist der Stoff, den wir unter dem Namen Torf kennen. Er besitzt
in hohem Grade die Eigenschaft, undurchlässig für Wasser zu sein, und
nachdem er vollständig ausgebildet ist, steht der neue Wald wie der
frühere auf einer Grundlage, aus der die Feuchtigkeit nicht abziehen
kann. Kommt also eine längere Periode größerer Nässe, so wird er
sumpfig wie sein Vorgänger, der Zufall bringt eine neue Anpflanzung
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