84
5. Aber einmal müßt ihr ringen
noch in ernster Geisterschlacht
und den letzten Feind bezwingen,
der im Innern drohend wacht.
Haß und Argwohn müßt ihr dämpfen,
Geiz und Neid und böse Lust,
dann nach schweren, langen Kämpfen
kannst du ruhen, deutsche Brust.
6. Jeder ist dann reich an Ehren,
reich an Demut und an Macht;
so nur kann sich recht verklären
unsres Kaisers heil'ge Pracht.
Alle Sünden müssen sterben -
in der gottgesandten Flut
und an einen sel'gen Erben
fallen das entsühnte Gut.
7. Segen Gottes auf den Feldern,
in des Weinstocks heil'ger Frucht,
Manneslust in grünen Wäldern,
in den Hütten frohe Zucht;
in der Brust ein frommes Sehnen,
ew'ger Freiheit Unterpfand,
Liebe spricht in zarten Tönen
nirgends wie im deutschen Land.
8. Ihr in Schlössern, ihr in Städten,
welche schmücken unser Land,
Ackersmann, der auf den Beeten
deutsche Frucht in Garben band,
traute deutsche Brüder, höret
meine Worte, alt und neu:
Nimmer wird das Reich zerstöret,
wenn ihr einig seid und treu!
W. Muttersprache.
1. Muttersprache, Mutterlaut!
Wie so wonnesam, so traut!
Erstes Wort, das mir erschallet,
süßes, erstes Liebeswort,
erster Ton, den ich gelallet,
klingest ewig in mir fort.
2. Ach, wie trüb ist meinem Sinn,
wenn ich in der Fremde bin,
wenn ich fremde Zungen üben,
fremde Worte brauchen muß,
die ich nimmermehr kann lieben,
die nicht klingen als ein Gruß!
3. Sprache, schön und wunderbar,
ach, wie klingest du so klar!
Will noch tiefer mich vertiefen
in den Reichtum, in die Pracht,
ist mir's doch, als ob mich riefen
Väter aus des Grabes Nacht.
4. Klinge, klinge fort und fort,
Heldensprache, Liebeswort,
steig empor aus tiefen Grüften,
längst verschollnes altes Lied,
leb' aufs neu in heil'gen Schriften,
daß dir jedes Herz erglüht.
5. Überall weht Gottes Hauch,
heilig ist wohl mancher Brauch.
Aber soll ich beten, danken,
geb' ich meine Liebe kund,
meine seligsten Gedanken
sprech' ich wie der Mutter Mund.