Full text: [Teil 5 = 7. - 9. Schulj] (Teil 5 = 7. - 9. Schulj)

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gehabt; als aber die neue Gewerbeordnung vom Jahre 1869 den 
Innungszwang aufhob, da waren viele der jüngeren Fischer nicht 
mehr beigetreten, und die Gilde war immer kleiner und bedeutungsloser 
geworden. Das bedauerte schon längst so mancher, der beim Ein¬ 
kauf eines Fischerbootes oder sonstiger Geräte in die Schuld des 
Händlers geraten war und nun von diesem nicht mehr loskommen 
konnte, so daß er nicht nur der andern oft billigern Einkaufsstellen 
sich gar nicht mehr bedienen durfte, sondern sogar seinen Fang stets 
zu dem Gläubiger bringen mußte, der ihm den Preis oft willkürlich 
herabsetzte. „Wie leicht“, sagte der alte Fischer Thomas in der Schenke 
am Emskai, „könnten wir doch wenigstens wieder einen freien Verein 
gründen, der den Gerätekauf auf gemeinsame Rechnung besorgte! Dann 
würden uns die Händler nicht mehr so drücken.“ 
Das Wort war diesmal an der rechten Stelle gesprochen. Schon 
am Nachmittag fand eine Versammlung statt, die die Satzungen des 
neuen Vereins beriet. 
2. Ein Werk, das so frisch begonnen wird, gerät öfters über 
Erwarten. Als der Abend kam, hatte man nicht bloß einen freien 
Verein gebildet, sondern eine Genossenschaft aller selbständigen Fischer 
zur gemeinschaftlichen Ausübung der Fischerei begründet. Denn 
die Beratung hatte es allen klar gemacht, daß der bisherige Einzel¬ 
betrieb auf den kleinen offenen Booten einem bessern Platz machen 
müsse. Man hatte deshalb beschlossen, Fischdampfer zu kaufen, 
wie die großen Emdener Fischereigesellschaften der Kaufleute sie 
schon längst besaßen. Das hatte der einzelne Fischer bisher nicht 
vermocht, so oft er sich auch darüber ärgerte, daß die Dampfer 
den Fang vom gleichen Tage schon vor dem Abend zur Bahn 
geliefert hatten. Nun aber, wo über 100 Fischer zu einer Genossen¬ 
schaft zusammengetreten waren, bei der jeder mit seinem ganzen Ver¬ 
mögen und Verdienst haftbar war, da hatten sie auch Geld und 
Kredit, und sie hofften ganz mit Recht, daß sie mit ihrer eigenen 
gemeinschaftlichen Arbeit auf den Schiffen noch mehr verdienen 
würden als die Kaufleute mit ihren gemieteten Knechten. 
H. Mäh raun, „ Volkswirtschaftliches Lesebuch''. 
184. Die deutsche Fischerei in isländischen 
Gewässern. 
* (Gekürzt.) 
1. Wer hätte wohl vor 20 Jahren gedacht, daß deutsche Fisch¬ 
dampfer an den unwirtlichen Küsten Islands gewaltige Ladungen 
prächtiger Fische fangen würden? Heute wundert sich niemand
	        
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