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jetzt von den an der Elbe gelegenen Fischerplätzen die Schleppnetz¬
fischerei bevorzugt. An Fangnetzen führt jeder Fischdampfer zwei;
denn Steine und Wracks bringen oft genug Verletzungen der¬
selben hervor. Die meisten Matrosen sind im Ausbessern des Fisch¬
gerätes geübt, und selten wird es vorkommen, daß ein Dampfer
seinen Fang einstellen muß, weil sein Fischzeug an Ort und Stelle
nicht ausgebessert werden kann.
4. Die Fischgründe Islands liegen größtenteils an der Südost¬
küste. Schwer, sehr schwer ist der Beruf des Islandfischers! Oft
herrscht schon sommertags hohe See bei Island — aber was will
das alles gegen den nordischen Winter mit seinen Leiden besagen?
Im Sommer bleibt ja die alles belebende Sonne zumeist sichtbar, im
Winter herrscht monatelang Nacht und Nebel, rauhe Winde wehen
dann und schütteln die kleinen Dampfer hin und her, so daß es
schwer ist, auf Deck zu hantieren. In Ölzeug arbeiten die Be¬
satzungen, Spritzer kommen von allen Seiten über Bord, Tag und
Nacht brennen Lichter auf Mast und am Stern der Schiffe; beim
Scheine von elektrischem und Acetylen-Licht werden die dem Meere
entrissenen Fische geschlachtet und ausgenommen.
5. Die Arbeit des Fischers selbst geschieht in nachstehender
Weise. Nachdem das Netz ungefähr 2 Stunden am Meeresboden
entlanggeschleppt ist, gibt der Kapitän das Zeichen zum Aufnehmen
desselben. Unter Gesang wird das Netz an Bord geholt und über
Vorderdeck gewunden. Mit einem Buck öffnet der Steuermann den
Fischbeutel, und die ganze Masse der Fische ergießt sich flutend in
die durch Bretter auf dem Deck abgeteilten Bäume. Sofort wird,
um jeden Zeitverlust zu ersparen, das Netz wieder auf den Grund
gelassen; denn Zeit ist vor Island mit seiner nur beschränkten Zahl
guter Fischtage doppelt Geld. — Auf Deck liegt nun die zappelnde
und um sich schlagende Masse der Meeresbewohner, in allen Farben
und Größen: Kabliaue, Haifische der verschiedensten Arten, Seeteufel,
Buchen — und wie sie alle heißen. Man macht sich im Binnen¬
lande gar keine Vorstellung von der ungeheuren Menge der im
Meere vorhandenen Fische; ist es doch keine Seltenheit, wenn in
einem zweistündigen Fischzuge bei Island bis zu hundert Zentnern
der prächtigsten Geschöpfe gefangen werden. Mit kleinen Messern
werden nun sogleich die Fische geschlachtet: ein langer Schnitt
öffnet den Leib, der Fischer entfernt die wenigen Eingeweide und
die zur Bereitung des Lebertranes aufzubewahrende Leber und wirft
den Fisch dann in einen mit Seewasser gefüllten Baum. Um das
Geschäft nicht aufzuhalten, werden die Fische hierbei sogleich sorten-
und größenweise getrennt. Das Schlachten eines mittelgroßen Fanges