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3. Wenn die Hütte fertig ist, gilt es, ein Stück Wald urbar zu machen.
Mit dem Fack, einem säbelartigen Messer, das jeder Kolonist in einer
Lederscheide stets bei sich trägt, schlügt man zunächst die Schlinggewächse
und das Unterholz ab; dann werden die großen Waldbäume gefällt. Mit
Donnergetöse krachen die Riesen zu Boden. Mannesstarke Äste brechen
wie Glas auseinander, und einem Windstoße gleich stiebt die gepeitschte
Luft in die Höhe und wirbelt weithin eine Wolke von Staub und Laub¬
werk empor.
4. Das abgeschlagene Holz sucht man durch Feuer zu vernichten.
Man wartet damit, bis das Laub und die dünnen Äste vollständig trocken
sind, was immerhin zwei Monate dauert. An einem heißen Tage zündet
man dann die ganze Fläche an. Unter gewöhnlichen Umstünden ist der
Kolonist froh, wenn ihm alle zwei bis drei Finger dicken Zweige ver¬
brennen. Liegende Stämme greift das Feuer nie an; sie geraten höchstens
ins Schwelen. Ist das Feuer erloschen, so werden alle nichtverbrannten
Zweige weggeräumt. Die großen Baumstämme indes läßt man ruhig
liegen: auch die Baumstümpfe bleiben in der Erde. An ein Pflügen ist
ans solchem Lande natürlich nicht zu denken; der Urwaldboden trägt aber
auch so ganz vortrefflich. Man macht einfach mit einer Hacke Löcher in
den Boden und pflanzt Mais, Bohnen, Zuckerrohr oder Bataten und andere
Knollengewächse. Viel Mühe verursacht aber später das ungemein rasch
aufschießende Unkraut; auch das abgehauene Unterholz schlägt immer
wieder aus.
5. Nach der Bestellung des Ackers kann der Ansiedler daran denken,
sich ein festes Haus zu errichten. Es wird gewöhnlich aus Holz gezimmert;
die Wände bestehen aus Brettern oder aus Palmiten, die man mit Lehm
bewirft. Eine Kalkübertünchung gibt dem Hause ganz das Aussehen eines
gemauerten. Die Möbel sind sehr einfach. Baumklötze dienen als Stühle;
ein schwerer Klotz trägt die einfache Tischplatte. Die Bettstelle besteht
aus einem Holzrahmen, der auf vier Klötzen ruht und mit gespaltenen
Palmiten belegt ist. Neben dem Hause liegt der mit einem Palmitenzaun
umgebene Hofraum für Hühner, Schweine, Ziegen und Kühe. Oft sindet
man auch einen kleinen Garten.
6. Im Laufe der Jahre gestaltet der Kolonist sein Heim immer
wohnlicher. Mit der Vergrößerung der Kolonie siedeln sich Handwerker
und Kaufleute an. Bis dahin muß jeder selbst Maurer, Zimmermann,
Tischler, Schneider und Schuhmacher sein. Er muß selbst aus dem
nächsten, oft mehrere Tagesreisen entfernt liegenden größeren Orte Hand¬
werkszeug, Lebensmittel, Kleidung usw. herbeischaffen.
7. Saure Arbeit und ein an Entbehrungen reiches Leben harren
des Ansiedlers im Urwalde. Wenn er aber nach Jahresfrist da wogende
Saatfelder erblickt, wo vorher fast undurchdringlicher Wald den Boden