Friedrich III.
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in. 1440-1493.
Friedrich III., Herzog von Steiermark und Haupt des habsburgischen
Hauses, wurde 1440 zum deutschen König gewählt. Den vielen An- 1440
griffen von innen und außen, die das Reich erschütterten, war der
schlaffe, nur im Ausharren bewundernswerte Mann unmöglich gewachsen.
Anfangs erklärte er zwar, „von der Bürde seines königlichen Amtes wegen
mit allem Fleiß der großen Not und Verderbnis" im Reiche steuern zu
wollen/) aber nach einem mißglückten Versuch hielt er sich fast drei Jahr-
zehnte von jeder Reichsversammlung fern. Die Forderungen, die das
Konstanzer und das Baseler Konzil an das Papsttum stellten, gab er im
Wiener Konkordat 1448 preis.2) Dafür erhielt er 1452 die Kaiserkrone.
Friedrich III. ist der letzte Kaiser, der in Rom gekrönt worden ist.3) 1452
^/^tdht einmal den habsburgischen Hausbesitz vermochte Friedrich III.
zu wahren. Böhmen und Ungarn sagten sich von den Habsburgern los:
in Böhmen wurde Georg Podiebrad, in Ungarn Matthias
Corvlnus von der einheimischen Bevölkerung zum König erhoben. Corvinus
drang sogar erobernd nach Österreich, Steiermark und Kärnten vor. Fried-
rieh III., aus seinen Erblanden verjagt, zog als Flüchtling im Reiche umher.
Er nahm sein Mahl in den Klöstern und Städten des Reiches, wo man ihn
umsonst bewirtete. Zuweilen fuhr er mit einem Gespann Ochsen seine
Straße. Niemals war die Hoheit des Reiches in niedrigerer
Gestalt erschienen. Der Inhaber einer Gewalt, welche die Welt beherrschen
sollte, forderte das Mitleid heraus.
^--^rSSrich III. ertrug alle Schicksalsschläge und Erniedrigungen mit
unwandelbarem Gleichmut. Die Hoffnung auf die große Zukunft seines
Hauses hielt ihn aufrecht. Und die Sterne, denen er traute4), haben ihm
nicht gelogen: er hatte das Glück, alle seine Feinde zu überleben und vor
seinem Tode 1493 noch die Anfänge der habsburgischen Weltherrschaft zu 14Ä3
x) In dem gleichen Reichstagsbeschluß (1442) heißt es: . . Raub, Mord und
Brand, davon das h. Reich, des wir ein M eh r er genannt sind, gar schädlich gemindert wird."
2) Dabei war Äneas Sylvins beteiligt, damals päpstlicher Unterhändler,
früher Ratgeber Friedrichs III., später Papst Pius II.
3) Ein Jahr darnach fiel der letzte oströmische Kaiser Konstantin XI. im
tapfersten Kampfe bei der Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453.
4) Friedrich III. war ein Freund astrologischer Spielereien und gab den fünf Vokalen
die Deutung: Austriae est imperare orbi universo oder alles Erdreich ist Oesterreich unter-
tan. Die fünf Buchstaben wurden auch auf sein Grabmal im Stephansdom in Wien gesetzt.