Object: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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Sultan tributpflichtig. Seinen Wohnsitz hat er in Kairo [feiro], der Hauptstadt 
des Landes (375 T.) (Unter der Herrschaft Ägyptens standen auch das weiter 
südlich am Nil liegende Nubien und der Ostsudan mit der Hauptstadt Chartüm. 
Beide Länder haben sich aber von Ägypten losgerissen.) 
31. (Doppelt so groß wie Preußen — 6 M. E.) 
1. Das Land. Abessinien umsaßt das mächtige Alpenland von Habesch, 
dessen Gipfel im Winter mit Schnee bedeckt sind. Obgleich das Land in der heißen 
Zone liegt, herrscht doch auf den Hochebenen ein mildes Klima (S. 89) wie etwa in 
Südeuropa. Man findet hier oben Klee- und Weizenfelder, Schaf- und Rinderherden 
gerade wie bei uns. In den tiefer gelegenen Wäldern gedeihen die schönsten Süd¬ 
früchte. Der Kaffee, der von der Landschaft Kaffa seinen Namen erhalten hat, wächst 
an vielen Stellen des Landes wild. Die Wälder bergen noch Elefanten, und in den 
Flüssen und Sümpfen hausen Nashörner, Flußpferde und Krokodile. 
2. Die Abessinier haben schon im vierten Jahrhundert das Christentum ange¬ 
nommen, doch sind sie im höchsten Grade abergläubisch und unwissend. Die einzige 
Münze des Landes ist der Theresienthaler (4 A). Er wird in Österreich geprägt und 
trägt stets die Jahreszahl 1780. Hat man für weniger als für einen solchen Thaler 
Waren eingekauft, so erhält man für das noch fehlende Geld irgend eine andre 
Ware, im Süden des Landes aber fußlange Salzstücke anstatt des kleinen Geldes. 
32. Die Gerberei. 
Die Berberei umfaßt die Länder Nordafrikas von Ägypten bis zum atlantischen 
Ocean. Im Nordwesten erhebt sich hier (bis zu 3500 m) das Atlasgebirge. Es 
ist gut bewässert und daher überall mit üppigen Wäldern bedeckt. In seinem In¬ 
nern umschließt das Gebirge eine wüste Hochebene, die sehr regenarm ist. Die 
wenigen Flüsse, die das Gebirge in diese Hochebene sendet, verschwinden im Sommer 
im Sande, im Winter aber (zur Regenzeit) bilden sich große Seen, die jedoch bald 
wieder austrocknen und große Salzsümpfe hinterlassen. An Tieren finden wir in der 
Berberei den Löwen und die Hyäne, und während des Winters verweilen hier in 
Nordafrika auch viele unsrer Zugvögel. — Die Bewohner dieser Staaten heißen 
Berbern (in Algerien Kabylen). Da sie früher auf dem Mittelmeere Seeräuberei 
trieben, so hat man ihre Staaten auch „Ranbstaaten" genannt. Es sind folgende: 
a. Tripolis, eine türkische Provinz, mit der Hauptstadt Tripoli. Von hier 
aus geht eine wichtige Karawanenstraße durch die Sahara. 
b. Tunis, das eigentliche Afrika der Römer, wird von einem Bey (Statt¬ 
halter) regiert, der seinen Wohnsitz in Tunis hat und unter dem Schutze Frank¬ 
reichs steht. In der Nähe von Tunis liegt die Stätte des alten Karthago. 
e. Algerien salscheriens, ehemals Numidien (Nomadenland) genannt, steht seit 
1830 unter französischer Herrschaft. Die Kultur des Bodens wird durch künstliche 
Bewässerung immer ergiebiger. Man erntet Reis, Baumwolle, Zuckerrohr, und 
auch Tabak und Wein werden mit Erfolg angebaut. Gemüse, besonders Blumen¬ 
kohl, ist dort im Januar und Februar schon sehr weit gediehen und wird vielfach 
über Marseille nach Frankreich und Deutschland eingeführt. Die Hauptstadt Algier 
hat etwa 80000 Einwohner. Aus den verschiedenen einheimischen Völkern haben 
die Franzosen die Turkos- und Zuavenregimenter gebildet. 
ck. Marokko wurde im Altertum nach dem heimischen Gebirgsvolk der Mauren 
„Mauretanien" genannt. Es ist ein höchst fruchtbares Land, das mit Hilfe 
künstlicher Bewässerung überreich an Getreide, Olivenöl und Baumfrüchten sein 
könnte. Unter der Gewaltherrschaft seines Sultans und dessen Beamten ist aber 
das Land sehr herabgekommen. Die Bewohner sind alle eifrige Mohammedaner.
	        
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