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nichts. Dagegen packte mich dort das Klimafieber und ließ mich vier
Monate nicht los. Gebrochen an Leib und Seele, kam ich nach dreizehn-
monatiger Abwesenheit in die Heimat zurück. Sie und die liebende
Pflege der Mutter gaben mir meine Gesundheit wieder.
Des Vaters Frage: „Willst du wieder auf das Gymnasium?" beant¬
wortete ich mit einem festen, entschiedenen „Nein!" Ich hatte meinen
Willen durchgesetzt; jetzt wollte ich auch alle Folgen tragen.
Ein Vierteljahr später schwamm ich wieder auf dem blauen Wasser,
und ich habe diesen Entschluß nicht zu bereuen gehabt.
Reinhold Werner (Erinnerungen und Bilder aus dem Seeleben).
14. Sprüche.
1. Wer frisch umherspüht mit gesunden Sinnen,
auf Gott vertraut und die gelenke Kraft,
der ringt sich leicht aus jeder Fahr und Not.
2. Wer durchs Leben
sich frisch will schlagen,
muß zu Schutz und Trutz gerüstet sein.
Friedrich v. Schiller.
3. Ein Segen ruht im schweren Werke;
dir wächst, wie du's vollbringst, die Stärke;
bescheiden zweifelnd fängst du's an
und stehst am Ziel', ein ganzer Mann.
Emanuel Geibel.
\5. Die treue Schwester.
Vater und Mutter lagen im Grab,
und der Bruder wollt' übers weite Meer.
Miebke hing an seinem Hals,
verzagt' und weinte sehr.
2. Meine Lampe will ich ans Fenster stell'n,
kein 5tern hat Hellern schein,
Herzbruder, wenn du wiederkehrst,
dein schiff läuft sicher ein.
3. Ans Zensier stellte die Lampe sie
und wartete an sieben Jahr,
alle Schiffer kannten ihr Licht,
das brannte hell und klar.
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