Lebensweise. 115
gerne sprechen. Für Ordnung und Reinlichkeit auf Straßen und in
Häusern hatte der König ein scharfes Auge.
Der Oberkoch mußte dem Könige immer vorher den Küchenzettel mit genauer
Preisangabe vorlegen; von 9 für eine Citrone strich der König 1 ab. Auf
seinen Jagden aß der König oft an der einfachen Tafel des Landmanns. Bei
einem Gärtner schmeckte ihm einst ein Gericht Weißkohl mit Hammelfleisch ganz
vorzüglich, und dabei freute er sich, daß das ganze Gericht nur 10 Dreier kostete.
Er ließ sich das Rezept geben und bald darauf von feinem Koch dasselbe Gericht
bereiten; aber die beigelegte Rechnung belief sich auf 9 JVL Ein Bauer über¬
reichte dem Könige einst während eines Spazierritts ein mit Dintenklexen und
dicken Strichen bedecktes Blatt Papier. Auf Befragen, was dies zu bedeuten
habe, erklärte der Bauer, die Striche feien feine Rübenfelder, die Klexe des Amt¬
manns Schweine, die ihm fein Feld verwüsteten. Der König sorgte dafür, daß
der Bauer entschädigt wurde.
Wer kein gutes Gewissen hatte, kam ihm nicht gern unter die Augen. Am
meisten waren ihm die Tagediebe zuwider; auch die Modenärrinnen gerieten in
Angst, wenn sie den König witterten. Sah er Arbeiter müssig stehen, so gebrauchte
er ohne weiteres seinen Knotenstock. Wer den König daher kommen sah, lief
davon oder arbeitete mit verdoppeltem Eifer. Einst holte er einen solchen Flüchtling
ein. Auf die Frage: „Warum läufst du davon?" erhielt er die Antwort: „Weil
ich mich vor Ew. Majestät fürchte." Da geriet der König in Zorn. „Ihr sollt
mich nicht fürchten, ihr sollt mich lieben!" und dabei bleuete er dem Menschen
den Rücken. Den Potsdamer Thorschreiber, der die Bauern des Morgens so lange
vor dem Thore warten ließ, ehe er öffnete, prügelte der König eigenhändig und
mit den Worten: „Guten Morgen, Herr Thorschreiber!" aus dem Bette.
Abends suchte der König Erholung in dem sogenannten Tabakskollegium,
einer kleinen Gesellschaft von Offizieren, Ministern und Gelehrten, in welcher ge¬
raucht und Bier getrunken wurde. Alle Hofsitte war hier beiseite gesetzt, der
König galt hier nur als Oberst seines Regiments. Die Unterhaltung erstreckte
sich auf allerlei Gegenstände. Hier ließ sich der König jeden Widerspruch ge¬
fallen ; hier konnten ihn die Generale und Minister am leichtesten für ihre Meinung
gewinnen, und die wichtigsten Sachen über Krieg und Frieden sind hier besprochen
und beschlossen. Neben dem Ernst wurde aber auch der Scherz und zwar in
seiner derbsten Art, nicht vergessen. Jeder mußte sich seiner Haut wehren, auch
der König wurde mit Neckereien nicht verschont; am meisten hatten aber die
Hofnarren zu leiden.
Großes Vergnügen gewährte dem Könige die Jagd. Beim Beginn
derselben siedelte die ganze königliche Familie nach dem Jagdschlösse
Königs-Wusterhausenüber. Von den erlegten Wildschweinen wurden
die besten für die königliche Küche und Rauchkammer ausgesucht, einige
auch an Minister und Generale verschenkt; die meisten aber wurden an
Beamte, Wirte, Bäcker und wohlhabende Bürger geschickt und zwar mit
genauer Preisangabe, quittierter Rechnung und dem Befehle, sofort zu
zahlen. Auch die reichen Juden erhielten ein Schwein, die es dann an
Krankenhäuser verschenkten.
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