Full text: [Teil 3a = 7. u. 8. Schulj] (Teil 3a = 7. u. 8. Schulj)

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3. Und der Kaiser ergreift den goldnen Pokal 
und spricht mit zufriedenen Blicken: 
„Wohl glänzet das Fest, wohl pranget das Mahl, 
mein königlich cher; zu entzücken; 
doch den Bänger vermiss ich, den Bringer der Luft, 
der mit süßem Klang mir bewege die Brust 
und mit göttlich erhabenen Lehren. 
So hab' ich's gehalten von Jugend an, 
und was ich als Ritter gepflegt und getan, 
nicht will ich's als Kaiser entbehren." 
4. Und sieh, tu der Fürsten umgebenden Kreis 
trat der Bänger im langen Talare; 
ihm glänzte die Locke silberweiß, 
gebleicht von der Fülle der Jahre. 
„Büßer Wohllaut schläft in der Baiten Gold, 
der Bänger fingt von der Minne Bold; 
er preiset das höchste, das Beste, 
was das Herz sich wünscht, was der Binn begehrt; 
doch sage, was ist des Kaisers wert 
an feinem herrlichsten Feste?" 
3. „Nicht gebieten werd' ich dem Bänger," spricht 
der Herrscher mit lächelndem Munde; 
„er steht in des größeren Herren Pflicht, 
er gehorcht der gebietenden Btunde. 
wie in den Lüften der Bturmwind saust, 
man weiß nicht, von wannen er kommt und braust, 
ivie der (Huell aus verborgenen Tiefen, 
so des Bängers Lied aus dem Innern schallt 
und wecket der dunkeln Gefühle Gewalt, 
die im Kerzen wunderbar schliefen." 
6. Und der Bänger rasch in die Baiten fällt 
und beginnt sie mächtig zu schlagen: 
„Aufs Weidwerk hinaus ritt ein edler Held, 
den flüchtigen-^ Gemsbock zu jagen. 
Ihm folgte der Knapp' mit dem Iägergefchoß, 
und als er auf feinem stattlichen Roß 
in eine Au' kommt geritten, 
ein Glöcklein hört er erklingen fern; 
ein Priester war's mit dem Leib des Herrn; 
voran kam der Mesner geschritten. 
7. Und der Graf zur Trde sich neiget hin, 
das Haupt mit Demut entblößet, 
zu verehren mit gläubigem Thriftensinn, 
was alle Menschen erlöset. 
Tin Bächlein aber rauschte durchs Feld, s 
von des Gießbachs reißenden Fluten geschwellt, 
das heinmte der Wanderer Tritte. 
Und beiseit legt jener das Bakrament,
	        
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