Full text: [Teil 3a = 7. u. 8. Schulj] (Teil 3a = 7. u. 8. Schulj)

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3. Doch als aus Kerkergittern 
im festen Ulantua 
die treuen Waffenbrüder 
die Fsänd' er strecken sah, 
da rief er aus: „Gott fei mit euch, 
mit dem verratnen deutschen Reich 
und mit dem Land Tirol!" 
5. Dort sollt' er niederknieen; 
er sprach: „Das tu' ich rtit; 
will sterben, wie ich stehe, 
will sterben, wie ich stritt, 
so wie ich steh' aus dieser Schanz'! 
Ts leb' mein guter Kaiser Franz, 
mit ihm sein Land Tirol!" 
6. Und von der ^and die Binde 
H. Dem Tambour will der Wirbel 
nicht unterm Schlegel vor, 
als nun Andreas bfofer 
schritt durch das finstre Tor; — 
Andreas, noch in Banden frei, 
dort stand er fest auf der Bastei, 
der Ulann vom Land Tirol. 
nimmt ihm der Korporal; 
Andreas chofer betet 
allhier zum letztenmal; 
dann ruft er: „Nun, so trefft mich 
recht! 
Gebt Feuer! — Ach, wie schießt ihr 
schlecht! 
Ade, mein Land Tirol!" 
Julius Mosen. 
86. Rückkehr der Franzosen aus Rußland. 
1. Es war nach dem Neujahr 1813. Das scheidende Jahr hatte dem 
neuen einen strengen Winter als Erbschaft zurückgelassen; aber in Haufen 
standen die Leute auch in einer mäßigen Stadt vor dem Posthause. — 
Glücklich, wer zuerst das Zeitungsblatt nach Hause trug! Kurz und vor¬ 
sichtig war der Bericht über die Ereignisse dieser Tage; denn in Berlin 
saß der französische Militär-Gouverneur und bewachte jede Äußerung der 
verschüchterten Presse. 
Dennoch war längst die Kunde von dem Schicksale der großen Armee 
bis in die entlegenste Hütte gedrungen: zuerst dunkle Gerüchte von Not 
und Verlust, dann die Nachricht von einem ungeheuern Brande in Moskau 
und den himmelhohen Flammen, die rings um den Kaiser Napoleon 
aus dem Boden gestiegen waren, dann von einer Flucht durch Eis und 
Wüsteneien, von Hunger und unsäglichem Elend. Vorsichtig sprach auch 
das Volk darüber; denn die Franzosen lagerten nicht nur in der Haupt¬ 
stadt und den Festungen des Landes, sie hatten ihre Agenten auch in den 
Provinzen, Späher und verhaßte Angeber, denen der Bürger aus dem 
Wege ging. 
2. Seit den letzten Tagen wußte man, daß der Kaiser selbst von 
seinem Heere geflohen war. In offnem Schlitten, nur einen Begleiter 
neben sich, war er verhüllt als Herzog von Vicenza Tag und Nacht durch 
preußisches Land gefahren. Am 12. Dezember war er um 8 Uhr abends 
in Elogau angelangt; dort hatte er eine Stunde geruht und war um 
10 Uhr in grimmiger Kälte aufgebrochen. Am nächsten Morgen war er zu 
Hainau in der alten Burg eingefahren, wo damals der Posthof war. 
Dort hatte die entschlossene Postmeisterin Gramsch ihn erkannt, in ihrer
	        
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