352
Es ist ersichtlich, daß nun die Möglichkeit einer Ansteckung
andrer Tiere: der Jungen, die um das gefallene Muttertier stehen,
es beriechen und belecken, der Alten, welche die erkrankten Jungen
nicht verlassen wollen, eine sehr große ist, und daraus erklärt sich
die seuchenhafte Ausbreitung einer solchen Krankheit. Dazu kommt,
daß auch die Milzbrandbazillen durch den Kampf gekräftigt sind, bzw.
sich den ungewöhnlichen Lebensbedingungen angepaßt haben und bei
einem abermaligen Eintritt in einen tierischen Körper bösartiger sind.
Prof. Dr. Max Schottelius.
176. Vogelsang bei Gommern,
Volksheilstätte für lungenkranke Frauen und Mädchen.
1. Weit entfernt von staubigen Landstraßen, von lärmenden Ort¬
schaften, findet man die Anstalt Vogelsang fast versteckt in einem ein¬
samen Kiefernwalde. Der Kranke, dem Ruhe und Erholung Be¬
dürfnis ist, kann sie dort in reichem Maße finden. Abgesondert von
dem östlichen Teile der Anstalt, der die Gebäude des wirtschaftlichen
Betriebes und das Beamtenwohnhaus enthält, liegt ungestört für sich
der westliche Teil, in dem sich das Leben und Treiben der Kranken ab¬
spielt. Zwei große Pavillons sind daselbst zu ihrer Aufnahme er¬
richtet. Durch ihre vorzügliche innere Einrichtung, insbesondre durch
die fugenlosen Fußböden, die abgerundeten Ecken, die abwaschbaren
Wände, die Warmwasserheizung und die elektrische Beleuchtung ent¬
sprechen sie allen Regeln der Gesundheitspflege und bieten dadurch den
Kranken einen die Gesundheit fördernden Aufenthalt.
2. Beide Gebäude sind mit ihrer etwas gekrümmten Frontlinie
nach Süden gerichtet und bieten dadurch ihren Innenräumen eine
sonnig-helle und gesunde Lage. Zu einem harmonischen Ganzen sind
sie erst durch einen Mittelbau, der sich dazwischen einschiebt, ver¬
bunden. Dieser gibt mit seiner vorspringenden Rundung dem ge¬
samten Bauwerk einen wirkungsvollen Abschluß und enthält in seinem
Innern einen Speisesaal und Unterhaltungsräume für die erste Ver¬
pflegungsklasse von Patienten. Durch gedeckte Wandelgänge ist das
querstehende Wirtschaftsgebäude und ebenso die Wäscherei mit dem
Flur des Pavillons verbunden, so daß die Witterung den Verkehr
zwischen den Gebäuden nicht hindern kann. Ausgedehnte, hohe Liege¬
hallen, die nach Norden zu durch große Fenster abgeschlossen, nach
Süden vollständig offen sind, befinden sich hinter der Anstalt in dem
durch kleinere Höhenzüge geschützten Waldgelände. Sie bieten einen
angenehmen Raum für die Liegekuren, die bekannterweise bei der Be¬
handlung Lungenkranker eine so wichtige Rolle spielen. In dem Ge¬
lände vor den beiden Pavillons stehen noch immer einige Döckersohe