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Iagdwagen wäre. Und die Zuschauer folgen so weit, als sie vor dem
Wasser einigermaßen sicher sind.
Wie hoch die Meereswellen sind und welche straft 'in ihnen ver¬
borgen ist, das kann man nur wahrnehmen, wenn man sich auf ihnen
befindet, oder auch, wenn man unten am Strande dicht vor der Bran¬
dung steht. Es hat einen fesselnden Reiz, zuzusehen, wie die Woge in
breitem Zuge heranrollt, und wie sie sich nahe am Ufer aufrichtet, wie
ein Roß, das zum Sprunge ansetzt. Aber der Sprung gelingt nicht.
Ihr Fuß wird vom Strande zurückgehalten, und sie stürzt donnernd
in sich zusammen, und was sie noch ans Land wirft, das sind Fluten,
aber keine Wogen mehr. Weh dem, der in diesen Streit von Wasser
und Land gerät! Was sind auch die besten Schwimmkünste gegen diese
Kräfte! Wie ein Hammer Schlag auf Schlag gibt, so folgt eine Woge
hinter der anderen her, und noch ehe der Strand unter der Wasserflut
aufatmet, steht die nächste Woge da und wiederholt ihren Angriff.
Gegen solche Flut im Boot auszufahren, scheint eine Unmöglichkeit,
und doch unternimmt^ der Mensch, und noch dazu in einem solchen zer¬
brechlichen Dinge, wie es auch das beste Rettungsboot ist.
Fritz Anders.
204. Meeresabend.
h Sie hat den ganzen Tag getobt
als wie in Zorn und Pein,
nun bettet sich, nun glättet sich
die See und schlummert ein.
2. Und drüber zittert der Abendwind,
ein mildes, heiliges U)ehn,
das ist der Atem Gottes,
der schwebet ob den Seen.
3. Ls küßt der Herr aufs Lockenhaupt
die schlummernde See gelind
und spricht mit säuselndem Segen:
„Schlaf ruhig, wildes Rind!"
' Moritz Graf u. Strachwitz.
205. Der Gesang des Meeres.
s. Wolken, meine Rinder, wandern gehen
wollt ihr? Fahret wohl! Auf Wiedersehen!
Lure wanderlustigen Gestalten
kann ich nicht in Ukutterbanden halten.
2. Ihr langweilet euch aus meinen Wogen,
dort die Lrde hat euch angezogen:
Rüsten, Rlippen und des Leuchtturms Feuer!
Ziehet, Rinder! Geht auf Abenteuer!