Full text: [Teil 3b = 9. Schulj] (Teil 3b = 9. Schulj)

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wohlhabendste Volk der ganzen Welt geworden. „Ihre Kaufleute, 
■— sagt der Prophet Jesaias — sind Fürsten, ihre Krämer die 
Herrlichsten im Lande." Ihr früher so armes Ländchen glich 
nunmehr einem schönen Lustgarten. Alle vier Stunden war eine 
Hauptstadt mit fortlaufenden Meiereien bis zu der folgenden. 
Unter den zahlreichen Städten war die älteste Sidon (Saed), 
in der Bibel der erstgeborne Sohn Kanaans genannt. Schon 
den Patriarchen war sie als eine große Stadt bekannt; in dem 
Segen des Jakob wird ihrer deutlich erwähnt. Berühmter als 
sie, ja die berühmteste Handelsstadt der ganzen Welt wurde nachher 
Tyrus (jetzt Tur oder Sor), eine Pflanzstadt der Sidonier, 
deshalb auch Tochter Sidons genannt. — Und welches Leben 
in den Städten, an den Küsten! Da flatterten die Segel, da 
schnurrten die Räder, da gingen die Hämmer; Alles lebte, Alles 
webte, Alles handelte, Städte und Ufer wimmelten von geschäfti¬ 
gen Menschen. Man konnte Phönizien als den Markt der ganzen 
Welt anschen. Denn Alles, was damals die Menschen zurNoth- 
durft sowohl als. zur Bequemlichkeit und zum Vergnügen ge¬ 
brauchten, kam fast allein aus der Hand der Phönizier. Von 
ihnen mogte wohl der Prophet Jesaias voll Verwunderung sagen: 
„Wer sind die, welche fliegen, wie die Wolken und wie die Tau¬ 
ben zu ihren Fenstern!" 
Schade um dieses emsige friedliche Völkchen, daß sein 
ungemeiner Wohlstand die Habsucht und Eroberungslust der 
benachbarten kriegerischen Völker reizen mußte. Sein naher Un¬ 
tergang ward ihm von den Propheten Hesekiel und Jesaias 
vorhergesagt: „Klaget ihr Schiffe von Tarsis! Daheim ist Ver- 
herung! — Auf's Meer streckt Goit den Arm, und Reiche 
beben; Verderben trifft, Gott will es, Phöniziens Städte. Du, 
beraubtes Sidon, jauchzest nicht mehr! Klaget ihr Tarsis Schiffe; 
eure Veste, Tyrus, wird zerstört." — Es war um das Jahr 
600 vor Ehr., als Nebukadnezar mit großer Heeresmacht herein-' 
brach. Sidon eroberte er leicht, Tyrus aber niußte er dreizehn 
Jahre lang belagern; so hartnäckig wehrten sich die Einwohner.
	        
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