Full text: [Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1] (Teil 5 = Kl. 3, 2 u. 1)

Dichter Bäume bedeckt. Ein reiner labender Quell rinnt, 
Wo der Schatten am luftigsten kühlt. Er eilte, das sah ich, 
Etwas Speise für uns zu bereiten und unsere Herzen 
Mit dem Wenigen, das er hat, zu erquicken. O stiller. 
Heiterer Abend nach dieser Angst, den Tagen des Trauerns! 
Und o Dank dir, göttlicher Mann! Du würdigst uns, kehrest 
Ein bei uns, verachtest die niedrige Hütte der Einsalt 
Und der Dürftigkeit nicht. Da Jesus Christus noch lebte, 
War er, wie du, ein Menschenfreund, so zur Demut im Staube 
Nieder sich ließ und gern mit seiner Weisheit uns labte. 
Aber ich schweige von ihm; denn über alles erhaben. 
Was ich von ihm zu sagen vermag, war Jesus Christus! 
Engel dieneten ihm. Doch seiner Niedrigkeit Ursach' 
Scheint mir erstaunlicher, als mir seine Niedrigkeit selbst schien. 
Aber also geschah des Ewigen Wille. Den Vätern 
Hat er schon die Tiefen des künftigen Wunders eröffnet. 
Möcht' ich mein Leben mit dir, Mann Gottes, leben! und möchtest 
Du mich lehren, wie ich es dem himmlischen Sündeuversöhner 
Recht nach meiner Seele Verlangen heiligen könnte! 
Denn ach, dauernden Dank, den innigsten, liebevollsten. 
Herzlichsten Dank verdienet von uns, der unsere Sünde 
Also versöhnt und bis zu diesem Tode geliebt hat." 
Und schon nahten sie Kleophas' Hütte. Sie sahn, er entschöpfte 
Wasser zum Trinken der Mündung des Quells; dann setzt' er es eilend 
Bei sich nieder und wusch balsamische, duftende Kräuter. 
Seine Hand umflossen mitabgerissene Blumen; 
Einige glitten hinab mit des werdenden Baches Gelispel. 
Aber er sah Matthias und sah den göttlichen Fremdling 
Nahn, sprang eiliger auf: „Sei mir, Mann Gottes, willkommen! 
Alle dein Segen, mit dem der Herr dich segnete, gehe, 
Du Mann Gottes, mit dir in meine Hütte!" — Matthias 
Folgt' und trug das Gefäß und darin die labende Quelle 
Mit der träufelnden Kräuter Erfrischung. — Kleophas hatte 
Schon den unbelasteten Tisch mit dem ganzen Reichtum 
Seiner Hütte besetzt, mit Milch und Honig und Feigen 
Und mit stärkendem Brot und herzersreuendem Weine, 
Hatte die Teppiche schon umhergebreitet. Sie legten 
Sich zu dem Mahle, der Fremdling allein, sie gegen ihm über. 
Und der Fremdling begann aus sie sein Auge zu richten 
Ernst und freudig. Mit Ruhe, mit Dank, mit fei'rlichem Anstand 
Hielt er das Brot — so pflegt' es Jesus zu halten —, er blickte 
Still gen Himmel — so pflegte gen Himmel Jesus zu blicken! — 
Porger-Wolff, Lesebuch für Knaben-Mittelschulen. V. 2
	        
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