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zurückgekehrt und erzählt vielleicht seinen Enkelkindern noch
heute von den geschickten Doktoren und treuen barmherzigen
Schwestern, die ihn damals verpflegten. Wenn er von ihnen
aber erzählt, dann soll er auch dies nicht zu sagen vergessen;
daß die Doktoren und barmherzigen Schwestern so trefflich ihn
pflegen konnten und nichts, was zum Krankendienst not ist,
ihm fehlte, das war dem Roten Kreuz und seiner Arbeit zu
danken. An der Spitze des Roten Kreuzes und seiner Arbeit
aber hat mit unermüdlichem Eifer die Königin Augusta ge¬
standen, an 25000 Pfleger und Pflegerinnen bestellt, die Frauen
und Mädchen im Reich zu Hilfsvereinen verbunden und mit
ihnen nicht weniger als 56 Millionen Mark zur Unterstützung
der Krieger gesammelt. Sie hat sich ihrer Landeskinder
rechtschaffen angenommen und wie eine richtige Mutter der
Kranken zuerst. Das soll in ihrer Krone der glänzendste Edel¬
stein bleiben. Darum hat auch Kaiser Wilhelm, als er nach
dem siegreichen Kriege zurückkam, ihr öffentlich und amtlich
dafür gedankt: „Es drängt mich, Ew. Majestät auszusprechen,
wie tief und freudig mein Herz die liebreiche Fürsorge bewegt
hat, welche der Armee nach dem Vorgänge und unter dem
Schutze Ew. Majestät aus der Heimat, aus dem ganzen deut¬
schen Vaterlande zuteil geworden ist. Mit Freuden habe ich
erkannt, wie gerade durch diese Zusammenfassung aller deut¬
schen Kräfte Leistungen möglich geworden sind, die jede Er¬
wartung überstiegen und wesentlich dazu beigetragen haben,
der Armee unter den schweren Mühsalen des Krieges Freudig¬
keit und Kraft zu erhalten.“ Hat nicht die Königin Augusta,
nach des Weibes Art und Vermögen, wacker am Deutschen
Reiche bauen geholfen?
4.
Das letzte Leid.
Aus der Königin Augusta war nun eine Kaiserin geworden,
und die Kaiserin war mit Ehren und Orden von allerlei Arten
reichlich geschmückt. Die köstlichsten aber von allen Ehren
und Orden sind doch die, die kein Mensch dem andern zu¬
wenden kann, sondern die Gottes Gnadenhand selber uns spen¬
det, hier einem armen Hirtenweiblein und dort einer Fürstin,
wie es ihm gefällt. Auch an der Kaiserin Augusta ist er nicht
vorübergegangen. Hat sie nicht neben ihrem greisen Lebens¬
gefährten als eine goldene Jubelbraut am Altar gestanden und
die Mahnung sich predigen lassen, die für goldene, silberne