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Die Verdauung der menschlichen Nahrung beginnt nicht erst
im Magen, sondern schon in der Mundhöhle. Beim Kauen werden
die Nahrungsmittel mechanisch zerkleinert und aufs innigste mit
Speichel durchmengt. Gesunder Speichel aber hat die Fähigkeit,
alle stärkemehlhaltigen Speisen, wie Brot und Kartoffeln, in leicht¬
lösliche zuckerähnliche Verbindungen umzuwandeln. Je kräftiger
man kaut, um so mehr Speichel wird abgesondert. Mit vollem
Rechte sagt daher ein altes Sprichwort: „Gut gekaut ist halb verdaut."
Die mechanische Zerkleinerung der Speisen in der Küche vermag
die Tätigkeit gesunder Zähne durchaus nicht zu ersetzen. Es ist
ein naturwidriges Beginnen, wenn man die Speisen in der Küche
zu Brei verreibt. Diese breiige Nahrung wird in der Regel
nicht lange gekaut, sondern rasch hinabgeschluckt. Wir führen also
dem Darmkanal einen wenig eingespeichelten Nahrungsballast zu,
der nicht vollständig verdaut werden kann. Die unverdauten
Überbleibsel aber gehen leicht in Gärung iiber und rufen Ver-
dauungsstörungen hervor.
Auch für die menschliche Sprache sind die Zähne vvn wesent¬
licher Bedeutung. Verschiedene Laute können beim Vorhandensein
von Zahnlücken überhaupt nicht oder doch nur sehr unvollkommen
gesprochen werden. Und wohlerhaltene Zähne bilden auch einen
herrlichen Schmuck des menschlichen Antlitzes. Das häßlichste Gesicht
gewinnt erhöhten Reiz, sobald beim Lachen oder Sprechen glänzende
Reihen gesunder Zähne zum Vorschein kommen, und umgekehrt wird
ein an und für sich hübsches Gesicht durch schlechte Zähne wesentlich
entstellt.
Eine der ärgerlichsten Folgen schlechter Zähne ist der unange¬
nehme Fäulnisgeruch, der den Atem verpestet. Durch Übeln Mund-
geruch hat schon manches junge Mädchen sich lästig gemacht, und
mancher junge Mann hat seine gesellschaftliche (Stellung dadurch
verscherzt.
Gesunde, gut entwickelte Zähne haben eine leuchtende, hellgelbe
oder weißlichgelbe Farbe, schlecht entwickelte Zähne erkennt man an
ihrem matten Aussehen und an ihrer schmutziggelben, grauen oder
gar bläulichen Zahnfarbe.
Unter den Krankheiten, die das menschliche Gebiß zugrunde
richten, nimmt die Zahnverderbnis oder Zahnkaries weitaus die
erste Stelle ein. Wenn in einem Munde zucker- oder stärkemehl-
haltige Speisereste zurückbleiben, dann werden sie bald unter dem
Einflüsse von gewissen Spaltpilzen in organische Säuren zerlegt.
Sind die Zähne und Speicheldrüsen mangelhaft entwickelt, dann
können die säurebildenden Spaltpilze ihre gefährliche Tätigkeit ent¬