Full text: [Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.)] (Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.))

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Ein unentbehrliches Nahrungsmittel für die Pflanze ist aber 
das Wasser, und wenn im heißen Sommer wochenlang kein Regen 
ans der Luft herabkommt, dann gerät die Pflanze in Gefahr zu 
verdursten und zu vertrocknen; sie müßte sterben, wenn nicht endlich 
doch wieder Wasser aus der Luft herabkäme. Dann regnet es, und 
dann saugen die Pflanzen mit ihren Wurzelfasern das Wasser ein, 
das in den Boden sickert, die welken Stengel richten sich frisch in 
die Höhe und die Pflanze wächst weiter. 
Wenn es nun regnet, woher kommt dann das Wasser? Aus 
der Luft! Aber wie kommt es in die Luft? 
Auf der Erde gibt es eine unendliche Menge Wasser. Denken 
wir einmal an all die vielen Bäche, die in die großen Flusse eilen, 
und an die vielen großen Flüsse, auf denen Schiffe fahren, und an 
die Seen und Teiche und Sümpfe und dann an das große, große 
Meer, auf dem man sechs Tage fahren kann, ohne Land zu sehen, 
und das so tief ist, daß die höchsten Berge der Erde darin Platz 
haben. Auf alle diese Wassermengen scheinen die heißen Strahlen 
der Sonne und verdunsten einen kleinen Teil von der Oberfläche. 
Wißt ihr, was so ein Sonnenstrahl ist? Der besteht aus ungeheuer 
kleinen und ungeheuer raschen Erzitterungen, die inan mit dem blo¬ 
ßen Auge nicht sehen kann, auch nicht mit dem Bergrößerungsglase. 
Diese ungeheuer kleinen Erzitterurigen geben nun den allerkleinsten 
Wasserteilchen lauter ungeheuer kleine Stöße, und da gehen die Was¬ 
serteilchen in die Luft und verdunsten, werden Dampf. Aber das 
Wasser des Flusses und des Meeres ist schwer, viele Millionen Zent¬ 
ner schwer, lind diese Millionen Zentner hebt die Sonne in die 
Lust, als ob das gar nichts sei. Da sehen wir, was für eine Riesen¬ 
arbeit die Sonne leistet, wenn sie das Wasser zu Dunst macht. 
Nun denken wir uns einmal solch ein kleines, ungeheuer klei¬ 
nes Wasserteilchen auf seiner Reise durch die Luft! Es steigt höher 
und höher, und je höher es fliegt, um so größer wird der Kreis, 
den es überschauen kann, und die Schiffe da drunten sehen aus wie 
Walnußschalen. Und nun fliegt es mit dem Wind in großer Höhe 
über die Meeresfläche dahin, und weil es in so großer Höhe iß, 
erblickt es auch in der Ferne Land. Nun kommen aber zu unserm 
Wasserteilchen noch viele hundert Millionen in die Luft hinauf ge¬ 
flogen und bilden eine Wolke, das ist eine große Nebelmasse, und 
die Wolken werden nun vom Winde getragen. Nun kommt die 
Wolke mit unserm Wasserteilchen bald in eine Gegend, da ist unten 
Land, und wir sehen auf dem Lande Wälder und Wiesen, Flüsse 
und Berge und Dörfer und Städte, und die Menschen sehen gar so 
klein aus wie Ameisen. Endlich kommt die Wolke in eine Gegend,
	        
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