IV. Aus der weiten Welt.
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erschlagenen Väter und'Brüder zu rächen, um unsere Feinde auf den
Rasen zu legen.
Die ganze Kriegskunst der Indianer bestand darin, den Feind zu
überraschen. Sie folgten seinen Spuren und töteten ihn, wenn er schlief.
Oder sie legten sich in einen Hinterhalt und warteten die günstige
Gelegenheit ab, wo sie einen einzelnen, sei es Mann, Weib oder
Kind, überfallen konnten. Drei Streiche mit dem Messer genügten: der
Skalp wurde abgerissen, das Opfer sank blutend zu Boden; der Sieger
aber eilte mit seinen Gefährten heim und hängte die Beute in seiner
Hütte auf. Gegen Gefangene übte man selten Ritterlichkeit; sie wurden
gewöhnlich unter den grässlichsten Martern getötet. Zuweilen kam es
allerdings vor, dass ein Gefangener an Stelle eines gefallenen Kriegers
in den Stamm aufgenommen wurde, wobei er völlig in dessen Rechte
eintrat und auch dessen Namen annehmen musste.
Jeder Stamm hatte seine Herolde und Gesandten, die mit Rücksicht
auf ihre Beredsamkeit gewählt wurden. Sie trugen die Friedenspfeife,
wenn sie durch die Wildnis zogen, um einem Stamme Bündnis oder
Frieden anzubieten. Die Friedenspfeife machte ihre Person geheiligt; ihr
Anblick entwaffnete den wildesten Krieger wie durch Zauber. Kamen
nun die Gesandten in die Nähe eines Dorfes, so stiefsen sie einen
lauten Schrei aus, um sich bemerkbar zu machen, und setzten sich dann
auf den Boden. Bald kam der Häuptling des Dorfes zu ihnen heraus,
die Friedenspfeife seines Stammes tragend, und begleitet von den Dorf¬
genossen; alle sangen die Friedenshymne. Die Fremden erhoben sich,
gleichfalls singend: alle Zwietracht sollte hinweggethan, alle Rache begraben
werden. Waren die Parteien sich nahe genug gekommen, so rauchte eine
Partei die Pfeife der andern, und der Friede war geschlossen. Die Fremden
wurden ins Dorf geführt, der Herold schritt zwischen den Wigwams
hindurch und verkündete, dass die Gäste Freunde seien. Ein reichliches
Festmahl zu Ehren der Gesandtschaft bildete den Schluss der Feierlichkeit.
George Bancroft.
158. Ein Caa unter dem Mquator.
vtflflie glücklich bin ich hier! Wie tief und innig kommt hier so manches
zu meinem Verständnis, das mir vorher unerreichbar stand! Ich
versenke mich täglich in das große und unaussprechliche Stillleben der Natur;
und vermag ich es auch nicht ganz zu erfassen, so erfüllt mich doch die Ahnung
seiner Herrlichkeit mit nie gefühlter Wonne.
Es ist drei Uhr morgens; ich verlasse meine Hängematte, denn der Schlaf
flieht mich Aufgeregten. Ich öffne die Läden und sehe hinaus in die dunkle,
hehre Nacht. Feierlich flimmern die Sterne, und der Strom glänzt im
Wiederscheine des untergehenden Mondes zu mir herüber. Wie geheimnisvoll
Vaterland. Oberstufe II. 17