Full text: [[Teil 2], Oberstufe, Teil 2] ([Teil 2], Oberstufe, Teil 2)

I. Aus der Heimat. 
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Weinberg einsam zu sitzen pflegte, um zu erforschen, ob er wirklich jene Reise 
unternehmen wolle. Ansgar, in der Meinung, daß er ihn nicht aus Teilnahme 
sondern aus List zu erforschen trachte, antwortete: „Was kann Euch dies 
kümmern? Sucht doch meinen Sinn durch solche Fragen nicht zu ändern!" 
Jener beteuerte darauf, daß er damit durchaus nichts Arglistiges beabsichtige, 
sondern es nur mit Gewißheit zu erfahren wünsche, ob er sich vorgenommen 
habe, bei seinem Vorsatze zu beharren. In dankbarer Anerkennung seiner liebe¬ 
vollen Gesinnung gegen ihn antwortete Ansgar: „Ich bin befragt worden, ob 
ich für den Namen Gottes mich zu den heidnischen Völkern begeben und ihnen 
das Evangelium Christi predigen wolle. Diesem Aufträge konnte ich nicht 
widerstehen, und ich wünsche angelegentlichst, bald abzureisen. Von diesem 
Entschlüsse soll mich niemand abbringen." Darauf entgegnete ihm der vor¬ 
erwähnte Bruder: „Nie werde ich dich allein reisen lassen, sondern aus Liebe 
zu Gott begehre ich mit dir zu reisen; verschaffe mir nur die Einwilligung des 
Herrn Abtes dazu!" Nachdem unter ihnen ein feierlicher Bund geschlossen 
worden war, zeigte Ansgar dem vom Hofe zurückkehrenden Abte an, baß er 
einen Gehülfen gefunden habe, der ihn freiwillig auf dieser Reise begleiten werde. 
Als der Abt sich nach der Person erkundigte und er den Autbert nannte, er¬ 
staunte er nicht wenig, da er es sich nicht denken konnte, daß dieser Mann von 
so vornehmer Geburt, sein vertrauter Freund und der Verwalter des Klosters, 
sich dazu verstehen wolle. Er ließ ihn deshalb zu sich kommen, um ihn darüber 
zu befragen. Autbert gab ihm zur Antwort, er könne Ansgar unmöglich allein 
reisen lassen, sondern wolle um des Namens Christi willen sein Tröster und 
Gehülfe sein, sobald er seine und der Brüder Erlaubnis dazu erlangt habe. 
Diese Erlaubnis, sagte der Abt, werde er ihm erteilen in der Voraussetzung, 
daß er sich für diese Reise freiwillig bestimme. Doch werde er ihnen niemand 
von seinen Hausgenossen gezwungen zum Gehülfen mitgeben, es sei denn, daß 
sie jemand bewegen könnten, freiwillig mit ihnen zu gehen. 
Beide wurden darauf zum Könige geführt, der, über ihren Entschluß hoch 
erfreut, ihnen die zum Kirchendienste erforderlichen Personen, Kisten, Zelte und 
die übrigen zu einer solchen Reise nötigen Hülfsmittel zu geben: befahl und 
ihnen auftrug, mit Heriold zu reisen. Auch empfahl er ihnen, mit der höchsten 
Sorgfalt über seinen Glauben zu wachen und ihn sowohl als alle die mit ihm 
getauften Seinigen durch fromme Ermahnungen fortwährend zu stärken, damit 
sie nicht wieder in die vorigen Irrtümer verfallen möchten, zugleich auch andere 
durch das Wort ihrer Predigt ernstlich zur Annahme der christlichen Religion 
zu bewegen. Als der Kaiser sie entließ, fanden sie keinen Gehülfen zu ihrer 
Bedienung, weil keiner von den Hausgenossen des Abtes freiwillig mit ihnen 
ziehen und dieser keinen wider seinen Willen dazu zwingen wollte. Auch 
wußte der noch rohe, eben erst getaufte Heriold, dem sie anvertraut waren, 
nicht, wie man den Knechten Gottes begegnen müsse. Die Seinigen, die da- 
mals erst bekehrt waren und gleichfalls eine andere Erziehung genossen hatten, 
bekümmerten sich sehr wenig um sie. Aus ihrer mit großen Schwierigkeiten
	        
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