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7. So stehst du, o Schloß meiner Väter,
Mir treu und fest in dem Sinn
Und bist von der Erde verschwunden,
Der Pflug geht über dich hin.
8. Sei fruchtbar, o teurer Boden,
Ich segne dich mild und gerührt
Und segn’ ihn zwiefach, wer immer
Den Pflug nun über dich führt.
9. Ich aber will auf mich raffen,
Mein Saitenspiel in der Hand,
Die Weiten der Erde durchschweifen
Und singen von Land zu Land.
53. Bitte.
Nikolaus Lenau.
1. WeiP auf mir, du dunkles Auge,
Übe deine ganze Macht,
Ernste, milde, träumerische,
Unergründlich süße Nacht'
2. Nimm mit deinem Zanberdnnkel
Diese Welt von hinnen mir,
Daß dn über meinem Leben
Einsam schwebest für und für.
54. Schilflied.
Nikolaus Lenau.
1. Auf dem Teich, dem regungslosen,
Weilt des Mondes holder Glanz,
Flechtend seine bleichen Rosen
In des Schilfes grünen Kranz.
2. Hirsche wandeln dort am Hügel,
Blicken in die Nacht empor;
Manchmal regt sich das Geflügel
Träumerisch im tiefen Rohr.
3. Weinend muh mein Blick sich senken;
Durch die tiefste Seele geht
Mir ein süßes Deingedenken
Wie ein stilles Nachtgebet!