UI. Deutsches Leben zur Zeit der fränf. u. stauf. Kaiser. 9. Handel und Gewerbe. 563
Köln, Mainz Straßburg, Basel, wo sich mehr und mehr auch eine eigne
gewerbliche und künstlerische Betriebsamkeit entwickelte.
Im Nordosten fand ein lebhafter Handel mit den Slawen statt, auf
slawischer Seite von Bardewiek (unweit Lüneburg), auf deutscher von Magdeburg
aus. Von da aus zogen sich Handelsstraßen nach dem Westen und Süden
über Erfurt, nach dem Norden und Osten über die slawischen Orte Rerick
bei Wismar, Vineta auf der Insel Wollin (1184 von den Dänen zerstört),
endlich Gedanie (Danzig), dann weiter östlich nach Polen und Rußland,
südöstlich wohl bis Konstantinopel. Für den Verkehr mit den skandinavischen
Ländern wurden die von Karl d. Gr. gestifteten Bischofssitze Hamburg (Hamma-
burg) und Bremen wichtig, wo sich aus dürftigen Fischerdörfern allmählich
bedeutende Handelsorte entwickelten.
Einen lebhafteren Aufschwung gewann der deutsche Handel durch die
Kreuzzüge. Die Italiener wurden jetzt in höherem Maße Zwischenhändler
zwischen dem Norden und dem Orient. Wir finden italienische Niederlassungen
in Regensburg, umgekehrt eine deutsche, den „Fontego", in Venedig. An
dem Donauhandel erlangte das durch die Babenberger rasch aufblühende
Wien einen Hervoragenden Anteil. Von der Donau ging daun der Verkehr
nach dem Main und dem Rhein. Am Rhein erhob sich Mainz zur bedeu¬
tendsten Handelsstadt und blieb dies eine Zeit lang (seines Reichtums halber
hieß es das „goldene"), bis es gegen Ende des 12. Jahrhunderts von Köln
(durch dessen nähere Verbindung mit England) überflügelt ward. Schon
im 10. Jahrhundert hatten die Kölner Kaufleute in England wertvolle
Handelsprivilegien erlangt, größere noch unter den ersten normannischen
Königen. Heinrich II. nimmt bereits ein „Haus der Kölner" in London
(den späteren „(Stahlhof") in feinen besonderen Schutz. Ähnliche Freiheiten
werden allmählich auch den Städten an der Ostsee zu teil. Mit demselben
englischen König schließt Kaiser Friedrich I. einen Vertrag ab zu gegenseitigem
Schutz des Handels. Neben dem Rhein- und Donauhandel entwickelte sich
schon im 9. und 10. Jahrhundert auch der Weser- und Elbhandel, freilich
oft durch Einfälle der wilden Normannen und Slawen gestört. Über die
Ostsee hinüber wurden mit Wisby auf Gotland von Lübeck ans (unter Heinrich
dem Löwen) schon im 12. Jahrhundert Verbindungen angeknüpft.
Als bann im 13. Jahrhundert die deutschen Ritterorden und in
ihrem Gefolge die deutschen Kaufleute immer weiter ostwärts vordrangen,
mußte der slawische Handel dem deutschen weichen. Doch führten die
nunmehr deutschen Städte an der Ostsee, Lübeck, Wismar, Rostock,u. f. w.,
noch lange den Namen „wendische Städte."
Neben dem Großhandel, der über die Grenzen Deutschlands hinaus
ging, entwickelte sich im Innern ein lebhafter Kleinhandel. Wichtige
Förderungsmittel für diesen waren u. a. die vielen kirchlichen Feste, die
Wallfahrten, besonders wenn ein Ablaß damit verbunden war, die größeren
Versammlungen von Geistlichen (Synoden oder Konzilien). Daher kommt
es, daß die Märkte, welche bei solchen Gelegenheiten gehalten wurden, in
der Regel den Namen „Messen" (in Anknüpfung an die kirchliche Messe
oder Miffa) erhielten, auch wohl (wie ein Markt in Münster) den Namen
„Send" (von „Synod"), daß ferner die Märkte und insbesondere die, später
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