Full text: (Achtes und neuntes Schuljahr) (Teil 4 für Kl. 2 u. 1)

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geändert." Wimpffen: „Wir erneuern also den Kampf." Moltke: 
„Der Ihnen bewilligte Waffenstillstand läuft morgen um 4 Uhr ab. 
Genau um 4 Uhr werde ich das Feuer eröffnen." Man stand auf, 
und die Franzosen riefen nach ihren Pferden. Bismarck legte sich ins 
Mittel, indem er Moltke veranlaßte, den französischen Unterhändlern 
die Unmöglichkeit, von ihrer Seite den Kampf zu erneuern, darzutun. 
Die am Abend von dem deutschen Heere eingenommenen Stellungen 
wären so, daß es die französische Armee vernichten könne, wenn es wolle. 
Worauf Wimpffen: „Ich werde einen Offizier senden, um diese furcht¬ 
baren Stellungen zu besichtigen, und bei seiner Rückkehr werde ich mir 
die Sache überlegen und meinen Entschluß fassen." Moltke: „Sie 
brauchen niemand zu schicken, es ist ganz überflüssig, denn Sie können 
mir glauben. Zudem bleibt Ihnen wenig Zeit zum Überlegen. Es ist 
jetzt Mitternacht, und um 4 Uhr geht der Waffenstillstand zu Ende." 
Wimpffen: „Aber bis um 4 Uhr kann ich gar keine bestimmte Antwort 
geben, da ich schlechterdings zuvor mit meinen Waffengefährten mich 
beraten muß, welche zur Stunde gar nicht aufzufinden sein mögen. 
Eine Verlängerung der Waffenruhe ist daher unumgänglich." Moltke 
widerstrebte, aber Bismarck flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraus jener 
erklärte, daß er einwillige, den Waffenstillstand bis 9 Uhr morgens zu 
verlängern. 
Damit war die Verhandlung zu Ende, und die Franzosen brachen 
auf. Um 1 Uhr des Morgens trat Wimpffen in das Schlafzimmer 
Napoleons. „Sire," sagte er, „man schlägt mir die härtesten Bedingungen 
für Ihre Armee vor. Ich habe vergeblich mildere zu erhalten mich be¬ 
müht und kann nur noch darauf rechnen, daß die Dazwischenkunft Eurer 
Majestät uns aus dieser schrecklichen Lage zieht." Napoleon entgegnete: 
„General, um 5 Uhr werde ich mich in das deutsche Hauptquartier ver¬ 
fügen und zusehen, ob der König günstiger für uns gestimmt sei." 
Um 6 Uhr versammelten sich die von Wimpffen berufenen Korps¬ 
führer und Divisionsgenerale zum Ratschlag, wobei wenig oder nichts 
zu raten war. Sämtliche Korpsführer erkannten die unausweichliche 
Notwendigkeit an, sich den Kapitulationsbedingungen zu unterwerfen. 
Nur zwei Generale rieten die Verwerfung an; der eine war dafür, daß man 
sich in Sedan aufs äußerste verteidigte, während der andre einen Durch¬ 
bruchsversuch befürwortete. Man bewies beiden, daß Verteidigung und 
Durchbruch gleich unmöglich wären, worauf beide der Mehrheit beitraten. 
Die Annahme der Kapitulation von seiten des Rates der Generale wurde
	        
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