Full text: (Achtes und neuntes Schuljahr) (Teil 4 für Kl. 2 u. 1)

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endlosen Verschwemmung nicht; sie sterben ab. Lange noch mögen sie 
mit entblätterten Kronen dastehen, aber endlich werden sie morsch, und 
der Wind bringt sie zu Fall; stürzend versinken sie in dem Schwamm, 
der sie vernichtet hat; er wird ihr Grab und wächst über sie hinweg, 
haushoch, bis sie verloren und vergessen sind. 
Hunderte von Jahren dauert dieser Vorgang, dann tritt vielleicht 
einmal eine Änderung ein. Das Llima wird auf ein oder einige Jahr¬ 
hunderte trockner, der große Schwamm hat nicht mehr Wasser genug, 
um sich vollgesogen zu erhalten, und er trocknet mehr oder weniger ein. 
An seiner Oberfläche sammelt sich Staub, Torfpflanzen siedeln sich auf 
ihr an, dann Heidekräuter und verwandte Gewächse. Diese machen 
mit der Zeit aus dem lockern Moosboden ein an der Oberfläche festes 
Gelände, das mit immer steigendem Gewicht aus seine Unterlage 
drückt. Das Torfmoos seht sich und sinkt zusammen. Dabei verliert es 
immer mehr von seiner Schwammigkeit, und so schafft sich allmählich aus 
ihm ein flacher, fester Untergrund, auf dem erst Sträucher, dann 
Bäume gedeihen. Das Werk des Körnchens liegt nun seinerseits unter 
dem Boden und ist vergessen. 
Aber es ist darum noch nicht zu Ende. Unter dem Einfluß der 
Zeit, der Winterkälte und des auf ihm lastenden Drucks verwandelt 
sich das begrabene Moos in eine schwarze, mäßig feste Masse; das 
ist der Stoff, den wir unter dem Namen Torf kennen. Er besitzt 
in hohem Grade die Eigenschaft, undurchlässig für Wasser zu sein, und 
nachdem er vollständig ausgebildet ist, steht der neue Wald wie der 
frühere auf einer Grundlage, aus der die Feuchtigkeit nicht abziehen 
kann. Lammt also eine längere Periode größerer Nässe, so wird er 
sumpfig, wie sein Vorgänger, der Zufall bringt eine neue Anpflanzung 
von Torfmoos hervor, und der zweite Wald verfällt demselben Schicksal, 
wie der erste, auch er versinkt im Moossumpf. Ihm kann ein dritter 
und ein vierter folgen, das Ende der Reihe ist nicht abzusehen. 
Einmal in geschichtlicher Zeit ist das Versinken eines Waldes im 
Torf beobachtet worden. Im Jahre 1651 fand Lord Cromarty bei 
Lochburn in West Roß eine Ebene, die voll abgestorbner Fichtenbäume 
stand. Fünfzehn Jahre später traf er an derselben Stelle nicht mehr 
die stehenden Bäume, sondern ein Polster von Torfmoos, das so tief 
war, daß er bei dem Versuch, es zu betreten, bis an die Achselhöhlen 
hineinsank. Die Fichten waren darin verschwunden. 
In der großen Mehrzahl der Fälle hat kein Mensch dem Vorgang
	        
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