Full text: [Zweyter Theil, [Schülerbd.]] (Zweyter Theil, [Schülerbd.])

Ludwig hält zu Frankfurth einen Reichstag, ?zz 
Ludwig, der irr dieser ganzen Sache den Philippischen Haß 
erkannte, drohete dem König von Frankreich mit neuen Bünd-' 
Nissen, und dieser, dadurch muthlos gemacht, suchte den 
Papst zu einem gütlichen Vergleich zu bewegen. Clemens muß, 
te hier freylich tanzen, wie der französische König pfii, er ließ 
sich also bereden, Ludwigen von dem Banne zu befteyen, 
entwarf aber so harte Bedingungen, daß dadurch nicht nur 
der Kayser sondern auch alle Freyheiten hes Reichs sehr be¬ 
schränkt wurden. 
Ludwig hielt deshalb zu Frankfurtb im September 1544 ei¬ 
nen Reichstag, auf welchem die Stände cinmüthig beschlossen, 
baß jene von dem Papst gemachten Bedingungen ohnmöglich 
erfüllt werden könnten, daß sie ihm aber den letztern übereil¬ 
ten Schritt in Margarethens Ebescheidung vergessend, aufs 
neue kräftig beystehen wollten. Auch die Churfürsten billigten 
diesen Beschluß und wollten, um ihn wirksam zu machen, in 
Reuse, zusammenkommen. Schon athmete Ludwig.freyer, als. 
auf einmahl der böhmische König erschien und ihm in Anwe¬ 
senheit der Reichsstände die heftigsten Vorwürfe machte; 
jdn einen unbeständigen, schwachen, ehrgeizigen, länderaicri- 
gen Mann nannte, ihn der Zerrüttung des teutschen Reiches 
beschuldigte und endlich, seinen Sohn, den Markgrafen Ta r l 
von Mähren, zum König der Teutschen vorschlug Was 
sollte Ludwig thun? Er sah ein, wie bey jeden Worte des 
böhmischen Königes seine Anbänger und auch die Churfürsten 
mehr von ibm abwichen, aber um nicht alles mit einem Strei¬ 
che zu verliehren, verstand ec sich nun zwar zur Niederle- 
gung seiner Würde, schlug aber seinen eigenen Sohn, den 
Markgrafen Ludwig von Brandenburg zu seinen Nachsol, 
ger vor. Da nun hierinnen offenbahr sein Ehrgeir zum Grun¬ 
de lag, so verdarb er mit diesem Vorschlag vollends alles. 
Das Mißvergnügen der Churfürsten verdoppelte sich, sie schlu¬ 
gen sich völlig aus des böhmischen Königs Seite, und im Früh, 
ling des Jahrs izgZ sielen die Böhmen in des Kaysers Län¬ 
der ein, wobey auch seines Sobnes Länder nicht verschont 
blieben. Bey diesen traurigen Ereignissen suchte Ludwig 
Schutz in England und fand ihn. Eduard stand ihm, alle seine 
wortbrüchige Handlungen vergessend, treflich bey, schloß zu¬ 
gleich mit den Polen und Hungarn und andern Fürsten Bünd¬ 
nisse iisid fiel ebenfalls in Böhmen ein. Die Aussöhnung 
blieb nicht aus. Der Markgraf Ludwig von Brandenburg bc, 
hlett seine Gemahlinn und die Grafschaft Tyrol, trat aber da¬ 
gegen die.beyden Markn'afschaften Görlitz und Bautzen, 
wie es hieß, auf ewige Zeiten an Böhmen ab. Heut zu Tag? 
gehören sie dem ChurMstenthum Sachsen.
	        
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