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Neuerdings hat man auch in mehreren Salzwerken Bohrlöcher oder
Schachte bis auf die Steinsalzlager in der Tiefe hergestellt, man leitet
das Wasser des Salzquells in sie und läßt es darin so lange verbleiben,
als es überhaupt noch Salz auflösen kann. Von hier aus wird dann
diese „gesättigte“ Sole nach den Siedehäusern geleitet und in großen
Pfannen, die ganze Säle ausfüllen, verdampft, bis alles Wasser verflogen
ist. Das zurückbleibende Salz wird umgerührt, damit es nicht zu große
Stücke bildet, dann getrocknet und in den Handel gebracht.
In dem Salzlager bei Staßfurt in der Provinz Sachsen liegt das
Salz mehr als 300 Meter tief unter der Erdoberfläche so rein und trocken, 10
daß man es wie ein anderes Gestein bergmännisch gewinnen kann. Der
Salzstock selbst hat dort eine Dicke von 200 m, und seine Ausdehnung
in wagerechter Richtung ist so bedeutend, daß man sein Ende noch nicht
kennt. Man vermutet, daß das Salzlager mehrere Geviertmeilen bedeckt.
Die Salzschichten sind meist von sehr feinen Gipsplättchen durchzogen und
deshalb etwas unrein. Stellenweise kommen aber auch große Blöcke des
reinsten Kochsalzes vor, die sich würfelartig spalten lassen und klar wie
Eis oder Glas aussehen. In diesem Salzbergwerke schlägt man das Salz
mit der Haue los und sprengt es in großen Stücken durch Schießpulver
ab wie sonst andere Gesteine. Man zerkleinert es dann in besonderen
Mühlen und benutzt das ganz reine Salz für Küche und Tafel, das
unreine fürs Vieh und zu andern Zwecken.
An den Seeküsten gewinnt man Salz aus dem Meerwasser. Man
leitet das Wasser in große, flache Teiche, ausgestochene, offene Behälter
von ansehnlichem Umfange, die mit Dämmen umgeben und in viele kleine 25
Abteilungen getrennt sind. In ihnen verdunstet das Wasser im Sommer,
das Salz bleibt zurück und wird gesammelt. Das Seesalz dient allgemein
zum Einsalzen der Seefische, die man versenden will.
Das Salz ist zur Erhaltung unsers Körpers ebenso notwendig wie
Fleisch und Brot. Ohne Salz würde der Magen gar nicht imstande sein, 30
die Speisen gehörig aufzulösen und zu verdauen. Der Mensch würde
verhungern, wenn er kein Salz im Fleische, in den Früchten, in seinen
Getränken genösse. Auch das Wild unsrer Wälder läuft gierig nach den
Salzlecken, dem Kamel ist ein Stückchen Steinsalz die liebste Leckerei.
Ist das Kochsalz für den Menschen und die höheren Tiere ein wich- 35
tiges Nahrungsmittel, so wirkt es auf eine große Anzahl von niederen
Tieren, sowie auf viele Pflanzen als ein rasch tötendes Gift. Eine Land—
schnecke, mit Salz bestreut, stirbt bald, ein Frosch geht im Salzwasser
zugrunde, ein Baum, damit begossen, verdorrt binnen wenigen Tagen,
und Gras und alle Getreidearten gehen davon ein. Dagegen gibt es 40
auch eine große Anzahl von Pflanzen und Tieren, die ausschließlich im
Salzwasser leben, und denen das Süßwasser den Tod bringt.
Wagner, Entdeckungsreisen in Haus und Hof.
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