77. Märchen. Von Christian Dieffenbach.
Das Goldene Märchenbuch. 2. Aufl. Leipzig o. I. S. XIV.
Märchen sind wie wilde Blumen,
Duftend, bunt und mannigfalt,
Wie sie blühen an den Rainen,
In dem frischen, grünen Wald.
Niemand weiß, wie sie entstanden,
Wer den Samen ausgestreut, —
Doch sie wachsen und sie blühen,
Daß sich jung und alt dran freut.
78. Du heben Raben. Von den Brüdern Grimm.
Kinder- und Hausmärchen. Originalausgabe. 32. Aufl., besorgt von Reinboid
Steig. Stuttgart u. Berlin 1906. S. 90.
Œin Mann hatte sieben Söhne nnd immer noch kein Töchterchen, so
sehr er sich's auch wünschte; endlich kam ihm noch ein Kind zur
Welt, und da war's ein Mädchen. Die Freude war groß, aber das
Kind war schmächtig und klein und sollte wegen seiner Schwachheit die
Nottaufe haben. Der Vater schickte einen der Knaben eilends zur
Quelle, Tauswasser zu holen; die anderen sechs liefen mit, und weil
jeder der erste beim Schöpfen sein wollte, so fiel ihnen der Krug in den
Brunnen. Da standen sie und wußten nicht, was sie tun sollten, und
keiner getraute sich heim. Als sie immer nicht zurückkamen, ward der
Vater ungeduldig und sprach: „Gewiß haben sie's wieder über dem
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