Aber der Wolf hatte feine schwarze Pfote in das Fenster gelegt; das iahen die 
Kinder lind riefen: „Wir machen nicht auf, unsere Mutter hat keinen schwarzen 
Fuß wie du; du bist der Wolf." 
3. Äle sich die tzeißlein doch betrügen lassen 
Da lief der Wolf zu einem Bäcker lind sprach: „Ich habe mich an den 
Fuß gestoßen, streiche mir Teig darüber!" Und als ihm der Bäcker die Pfote 
bestrichen hatte, so lief er zum Müller und sprach: „Streue mir weißes Mehl 
auf meine Pfote!" Der Müller dachte: „Der Wolf will einen betrügen." 
und weigerte sich; aber der Wolf sprach: Wenn du es nicht tust, so fress' ich 
dich." Da fürchtete sich der Müller und machte ihm die Pfote weiß. Ja. 
so sind die Menschen! 
Nun ging der Böselvicht zum dritten Male zu der Haustür, klopfte an 
und sprach: „Macht mir auf Kinder, euer liebes Mütterchen ist heimgekommen 
und hat jedem von euch etwas aus dem Walde mitgebracht." Die Geißerchen 
riefen: „Zeig lins erst deine Pfote, damit wir wissen, daß du unser liebes 
Mütterchen bist." Da legte er die Pfote ins Fenster, und als sie sahen, daß 
sie weiß war. so glaubten sie, es wäre alles wahr, was er sagte, nnd machten 
die Tür ans. Wer aber hereinkam. das war der Wolf. 
4. Ulie es den 6eißlein nun ergangen ist. 
Sie erschraken und wollten sich verstecken. Das eine sprang unter den 
Tisch, das zweite ins Bett, das dritte in den Ofen, das vierte in die Küche, 
das fünfte in den Schrank, das sechste unter die Waschschüssel, das siebente 
in den Kasten der Wanduhr. Aber der Wolf fand sie alle und machte nicht 
langes Federlesen; eins nach dem andern schluckte er in seinen Rachen; nur 
das jüngste in dem Uhrkaften, das fand er nicht. Als der Wolf feine Lust 
gestillt hatte, trollte er sich fort, legte sich draußen mif der grünen Wiese 
unter einen Baum und fing an zu schlafen. 
5. UJic die mutier nach hause Kommt 
Nicht lange danach kam die alte Geiß aus dem Walde wieder heim. 
Ach, was mußte sie da erblicken! Die Haustür stand sperrweit ntif; Tisch, 
Stühle und Bänke waren umgeworfen, die Waschschüssel lag in Scherben. 
Decke lind Kissen ivaren ans denl Bett gezogen. Sie suchte ihre Kinder; 
aber nirgends waren jie zu finden. Sie rief sie nacheinander bei Namen; 
aber niemand antwortete. Endlich, als sie an das Jüngste kam, da rief eine 
Stimme: „Liebe Mutter, ich stecke im Uhrkasten." Sie holte es heraus, und 
es erzählte ihr, daß der Wolf gekommen wäre und die andern alle gefressen 
hätte. Da könnt ihr denken, wie sie über ihre armen Kinder geweint hat.
	        
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