Full text: Die Neuzeit (Teil 3)

4. Kapitel: Die Zeit Friedrichs des Großen. 243 
winterliche Leichenfeld ein Grenadier das Lied an: „Nun danket 
alle Gott!" und 25 000 Menschen sangen, wie ein Augenzeuge be- 
richtet, voll Dankes gegen die Vorsehung in der feierlichen Stille der 
dunkeln Nacht den Choral mit, und dann brach ein lauter Jubel aus 
aller Munde. Die östreichische Armee war vollständig auf- 
gelöst, ein Jammerbild gänzlicher Ordnungs-, Rat- und Mutlosig- 
fett. Z ieten ruhte nicht eher, bis sie, noch einige 30 000 Mann 
stark, von allem entblößt, großenteils krank und ohne Kriegsmaterial, 
wäs^en"Verfolgern in die Hände fiel, nach Böhmen entflohen war. 
Der König hatte ihm geschrieben: „Ein Tag Fatigue schafft uns 
hundert Tage Ruhe. Also, mein lieber Zielen, nur immer im Sattel, 
immer dem Feinde auf den Hacken!" Am Schlüsse des Jahres war 
ganz Schlesien mit Breslau bis auf dieFestungSchweid- 
iTTIHSTelBer in preußischen Händen; die Schweden waren aus 
preutzuchem Gebiet vertrieben, und die Russen hatten sich bis Memel 
zurückgezogen. In ganz Europa wurde der große König 
bewundert, überall verlangte man sein Bild, in Paris selbst war 
er der Held des Tages, und es gehörte zum guten Tone, für ihn zu 
schwärmen, in England wurde sein Geburtstag mit Illumination ge¬ 
feiert. In Preußen sangen die Soldaten im Feldlager, die 
Burschen in Stadt und Land: „Es lebe durch des Höchsten Gnade der 
König, der uns schützen kann, so schlägt er mit der Wachtparade noch ein- 
mal 80 000 Mann," und Gleim besang in seinen Grenadierliedern 
die glorreiche Schlacht im Tone des Psalms. Friedrich aber schrieb 
an Keith: „Wenn je Preußen Ursache gehabt hat, das „Herr Gott, 
dich loben wir" zu singen, so ist es bei dieser Gelegenheit. Der Hirn- 
mel sei gelobt, daß uns dieses geglückt ist." Fern von allem Übermut 
wünschte er nichts, als einen allgemeinen Frieden, und 
mitten aus dem Siegesjubel heraus rief er in einem Briefe aus: 
„Wann wird meine Qual endigen!" 
Das Jahr 1758: Zorndorf und Hochkirch. 
§ 96. Doch bald mußte Friedrich erkennen, daß der Haß seiner 
Feinde ihm noch feinen Frieden gönnte, und da war es von großer 
Bedeutung, daß der berühmte enqlische Minister William Pitt den 
König Friedrich in Parlament und Presse als den Helden" des 
Protestantismus darstellte und die für ihn durch ftine 'Thate'n be- 
geisterten Engländer bestimmte, ^dem König jährlich 4 Millionen 
Thaler Subsidien. zu zahlen, die Konventwn^öon Alost'e'r^Zeven'a'sf- 
'züheben und ihm die Wahl des ^eldherrn. für däs^vön neuem auf dem 
westlichen Kriegsschauplätze in Den Kampf tretende enfllifc6 = fian= 
uö Vers che Heer zu überlassen. Friedrich bestimmte ?azu TajpfeYn 
_ Herzog ff etdsnand von BraunTtfTtb""eiq. welcher die Franzosen 
I vis an den Rhein zurückdrängte und sie sväter in der Stacht b^s 
I Krefeld besiegte. Friedrich drang auf dem östlichen Kriegsschauplätze 1758 
I ein" uriS belagerte Olmütz, mußte aber ohne Erfolg abziehen, 
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