Full text: [Teil 4 = Kl. 5 u. 4] (Teil 4 = Kl. 5 u. 4)

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Pommer tat einen Schlnck ans dem Krnge nnd erzählte weiter: „Es 
war nach der Schlacht von Champigny, in der die Württemberger sich 
so brav nnd tapfer gehalten hatten nnd nnr von der Übermacht znrück- 
gedrängt worden. Da wird bei nns zum Avancieren geblasen. Meine 
Kompagnie mnßte ansschwärmen, nnd ich snchte mir Deckung, daß ich 
bequem schießen konnte. — ,Jetzt gilt's, Jnngens/ sagte unser Haupt- 
mann, als die Franzosen immer mehr herauskamen, ,bie müssen auf¬ 
gehalten werden, bis die Kameraden heran sind. Schießt zu, was das 
Zeug halten iuist!‘ Ich schüttete meine Patronen vor mich hin, alle 
rechts, daß ich nur so zuzugreifen brauchte, und schoß los. Da kamen 
aber immer mehr Franzosen heraus; dem Oberst wurde die Sache be¬ 
denklich, und er ließ zum Zurückgehen blasen. Ich höre das, denke aber: 
Einpacken die Patronen alle, ist auch nicht angenehm, und liegen lassen 
das liebe Gut kannst du auch nicht — also du läßt den Kerl blasen und 
verschießt deine Patronen; dann kannst du dich immer noch auf die Hacken 
machen. Ich bin so recht im Schießen, da kommt unser Adjutant her¬ 
gesprengt und schreit: ,Kerls, zurück? Habt ihr denn keine Ohren?' — 
,Ach was/ sag' ich und drehe mich so halb rechts herum, sich nnii' nur 
erst die Patronen verschießen.' Und fort war der Adjutant und nichts 
mehr zu sehen. Zuletzt war ich ganz allein und vor mir alles rot von 
Franzosen, kaum zwanzig Schritt weit. Wie ich die letzte Patrone ver¬ 
schossen, da denke ich: Nun aber ist's hohe Zeit, daß du dich wegmachst. 
Ich nehme also die Hacken unter die Beine und springe wie ein Hirsch 
hinter dem Regiment her. Die Franzosen schossen mir nach, das war ein 
Hagelwetter, aber alles zu hoch, und ich komme ganz munter beim Regiment 
an. Wie ich eintreten will, seh' ich den Adjutanten mit dem Oberst par¬ 
lieren und mit der Hand ans mich deuten. Da denk' ich: Aha, jetzt 
gibt's was in die Kreide von wegen mir und dem Nichtparieren. 
Unser Oberst war ein kreuzbraver Mann; der kommt auf mich zu¬ 
geritten, lacht über das ganze Gesicht und sagt: ,Kerl, sind deine Knochen 
noch alle beieinander?' — .Zu Befehl, Herr Oberst!' sage ich. Da lachte 
er wieder und sagt: ,Na, Kerl, da kannst du mehr als Brot essen.' Ich 
denke: Na, diesmal ist die Sache glatt abgelaufen, und dem Adjutanten 
seine Planscherei hat doch nichts genützt." 
2. 
„Da hieß es am folgenden Tage plötzlich: ,Seine Majestät der König 
kommt!' Na, das war eine Freude, als der alte Herr kam. Er fuhr 
vorbei, und ich hatte mir schon so ein paar Kartoffeln verwahrt; denn 
ich hatte einen heidenmäßigen Hunger. Da kommt plötzlich unser Adjutant 
auf mich hergesprengt und sagt, ich solle ans der Stelle zu Seiner Majestät 
kommen. Na, ich denke, der Schlag soll mich rühren; aber ich sammle 
mich wieder und sage: ,Zn Befehl! Ich habe ja nichts Böses begangen.'
	        
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