163. Zwei Malunger Streiche. von cudwig Becbitein.
Der Sagenschatz des Thüringerlandes. 4. Teil. Meiningenu. Hildburghausen 1838. 8.121.
Die Pantoffel.
®inst kehrte ein Fremder in ein Wirtshaus zu Wasungen ein, allda
zu Übermächten. Der hatte viel gehört von den Wasunger Streichen,
machte sich darüber lustig und sagte spöttisch zum Wirt: „Ich möchte
doch auch einmal einen Wasunger Streich sehen; könnt Ihr mir keinen
machen, Herr Wirt?" — „Ei, warum denn nicht," antwortete dieser,
„das kann wohl geschehen; harret nur!" — Als dieser Gast sich's
bequem machen wollte, zog er die Stiefel aus und begehrte, der Wirt
solle ihm ein Paar Pantoffel leihen. Das war dieser auch zu tun
willig, nahm die Stiefel und schickte kurz darauf die verlangten Pantoffel.
Am andern Morgen, da der Gast Weiterreisen wollte, begehrte er seine
Stiefel; da brachte ihm der Wirt ein Paar Schäfte, von denen die
Schuhe abgeschnitten waren. „Was ist das? Was soll das heißen?"
fragte der Gast, „und wo sind die unteren Teile?" — „Ei, die habt
Ihr ja an den Füßen," sprach der Wirt; „Ihr wolltet ja einen Wa¬
sunger Streich sehen, und da habt Ihr einen. Wir haben die Schäfte
abgeschnitten und aus dem übrigen Pantoffel gemacht, die Ihr begehrtet."
— Darum mußte sich der Fremde genügen lassen und soll seitdem keinen
Wasunger Streich mehr verlangt haben.
Der Henbanm.
Zu Wasungen begab sich's, daß auf der Gemeindewiese ein Fuder
Heu aufgeladen wurde, und daß die Auflader den Heubaum der Quere
nach auf den Wagen banden. Wie man nun an das Tor kam, so ging
der Wagen nicht hinein wegen des queren Heubaumes, und es entstand
ein groß Beraten hin und her, wie der Wagen wohl in die Stadt zu
bringen sei, so daß es darüber fast Abend ward und niemand des
Weges passieren konnte. Wie nun alles ratlos stand, siehe, da kam ein
Schwälblein geflogen, das hatte einen langen Strohhalm im Schnabel
und schleifte den der Länge nach durch die Luft und durch das Tor.
Alsbald gingen den klugen Wasungern die Augen auf, meinend, wenn
das Schwälblein den Halm quer getragen hätte, würde es gleicherweise,
wie der Wagen mit dem Heubaum, nicht hineingelangt sein. Also banden
sie den Heubaum der Länge nach und passierten freudiglich das Tor.
164. Hus der Chronik von Abelsberg, von petcr Roterer.
Die Abelsberger Chronik. Leipzig 1908. 8. 97. — Deutsches Geschichtenbuch.
3. Ausl. Leipzig o. J. 8. 305.
Der Korbflechter von Abelsberg.
«s ist immer gut, wenn der Mensch zweierlei Handwerk kann, und
besonders gut für einen Teichgräber, wenn er sich auch ein wenig
aufs Korbflechten versteht; denn der Teich ist im Winter gefroren, aber
Porger-Wolff, Lesebuch für Kuaben-Mittelschulcn. IV. Hessen.Nassau. 14