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die Körbe lassen sich in der warmen Stube flechten, und des fteut sich
der Teichgräber von Ober-Abelsberg.
Kam einst der Bauer von der Lärchlend herüber und fragte im
Häuschen des Teichgräbers höflich an, ob der Mann auch Kohlenkrippen
flechten könne, oder ob zu diesem Geschäfte eine besondere Wissenschaft
gehöre. „Zu einem Kohlenkrippenflechten gehört mancherlei, vor allein
aber recht viel Weiden," antwortete der Teichgräber in feiner vernünftigen
Weife; „bringst du mir die Weiden ins Haus, so kannst du in acht Tagen
die Krippe haben."
Der eine tat's, und der andere hielt Wort. Er ließ sich in seiner
Stube warm einheizen, damit die Weiden weich blieben und die Finger
nicht steif wurden — denn es war scharfer Winter — er erwog Weite
und Tiefe, schnitzte die Jöcher, stellte das Schragwerk auf und begann
zu flechten. So eine Kohlenkrippe — wer sie kennt — ist nichts Kleines!
Sie ist berechnet, auf einen vierrädrigen Unterwagen gestellt zu werden
und so viel Holzkohlen zu fassen, als zwei schwere Pferde vom Fleck
bringen können. Da gehört schon Schick und Fleiß dazu, in einer Woche
eine solche Krippe! Und der Flechter hatte einige Angst, ob er sein Wort
wohl werde einlösen können.
Weil er ein gemütlicher Hans war, der Flechter, so blieb er bei seiner
Arbeit nicht lange allein. Es kamen die Nachbarskinder zu ihm, es fanden
sich auch Erwachsene ein, die ihre Pfeife rauchten, der Flechterei zuschauten
und ihren Spaß hatten, wenn der Mann recht lustige Schwäuke erzählte.
Der Jugeud gegenüber war er stets lehrhaft gestimmt und erzählte
diesmal aus Anlaß der Krippe die Naturgeschichte der Weiden, die gerne
am Bache wachsen und recht tüchtig hin und her wedeln, wenn der Wind
geht. Dann sprach er von den Holzkohlen, daß sie aus Holz gebrannt
würden, gleichsam wie die Ziegeln aus Lehm, daß sie dann der Schmied
zum Eisenmachen brauche, daß das scharfe Schnitzmesser, mit dem er
hantiere, ohne Kohlen nicht hätte zustande kommen können, daß es daher
recht und billig sei, daß das Schnitzmesser jetzt mithelfe, den Kohlen eine
neue Krippe zu machen, weil die Dankbarkeit eine Tugend und Zier sei
aller Kreatur. —
Den Erwachsenen erzählte er die Schwänke vom daumlangen Hansel,
von dem Eulenspiegel oder „Eigenspiegel", wie er sagte, von den Schild-
bürgern auch, zum Exempel, wie sie ein Haus bauten, bei dem sie ver¬
gaßen, Fenster zu machen, so daß sie das Licht in Säcken hereintragen
mußten, und so weiter. Dabei wurde recht gelacht; aber der Korbflechter
erklärte, es fei in solchen Sachen viel Wahrheit drin, und die Schild-
bürger wären noch nicht ausgestorben, selbst in Abelsberg seien etliche
Nachkommen derselben zu finden, so die Turmbauer von Abelsberg,
welche das Geld, aus dem ein zweiter Kirchturm hätte erbaut werden
sollen, vertranken, worauf sie den einen Turm doppelt gesehen; oder der