Tiefe des Meeres sie vernahm und voll Sorge und Schmerz herbeieilte,
um den geliebten Sohn zu trösten. Für ihn gab es aber nur einen
Trost: Kampf und Rache an Hektor, obgleich ihm die Mutter klagend
verkündete, daß nach Hektors Tode auch sein Geschick alsbald sich erfüllen
würde. Weil aber seine Rüstung verloren war, so bat sie, er solle nur
so lange sich der Schlacht enthalten, bis sie ihm eine neue gebracht, die
der kunstfertige Gott des Feuers, Hephästus, verfertigen sollte. Und
schon am andern Morgen brachte sie dem Sohne Schild, Harnisch, Helm
und Beinschienen, alles von wunderherrlicher Arbeit, reich verziert mit
Gold und Silber, von so leuchtendem Glanze, daß die Genossen des
Helden nicht hinzublicken wagten. Vor allem der hochgewölbte kreisrunde
Schild war ein Wunder anzuschauen wegen des herrlichen, vielfachen
Bildwerks in erhabener Arbeit, womit der Gott die Oberfläche verziert
hatte. In der Mitte sah man die Erdscheibe, umflossen vom Meer,
und über ihr den Himmel mit Sonne, Mond iinb Sternen; darunter,
den Rand entlang, reihte sich Bild an Bild von den Freuden und
Leiden der Menschen in Krieg und Frieden, von blutigen Kämpfen und
fröhlichen Festen.
Achills Rache.
Nachdem sich vor dem versammelten Heere Achill mit Agamemnon
versöhnt hatte, eilte er, die Schlacht zu erneuern, an der diesmal auch
die Götter des Olymps selbst teilnahmen, auf dieser oder jener Seite,
je nachdem sie den Griechen oder den Troern hold waren. Ares brüllte
wie ein Sturm, Eris tobte durch die Scharen, dazu donnerte Zeus vom
Olymp, und Poseidon, der Beherrscher des Meeres, erschütterte die Erde
so gewaltig mit seinem Dreizack, daß Plnto selbst in seinem unter¬
irdischen Reich erschrak. Während dieses Götterkampfes suchte Achilles
den Hektor, den jedoch Apollo in einen Nebel hüllte und dem anstür¬
menden Göttersohn entzog. Um so grimmer wütete er unter den andern
Feinden: seine feurigen, kampffrohen Rosse flogen stampfend über Schilde
und Leichname, daß das Blut aufspritzte bis zum Stuhl des zweirädrigen
Schlachtwagens, auf dem der speerschwingende Held stand. So drängte
er die Fliehenden in den Fluß Skamander und stürzte sich mit dem
Schwerte ihnen nach. Bald rötete sich das Wasser von Blut, seine
Hände wurden starr vom Morden, und der Stromgott Skamander selbst
ergrimmte ob des entsetzlichen Würgens. Er ließ seine trüben Fluten
hoch aufschwellen, warf die Leichen mit brüllendem Tosen ans Ufer, und
seine Brandung schlug brausend an den Schild des Helden. Nur mit
Mühe, über die Äste einer losgerissenen Ulme klimmend, erreichte Achilles
das Ufer. Aber der Flußgott rauschte ihm nach, die Wogen bespülten
seine Schultern und rissen ihm den Boden unter den Füßen fort. Da
flehte er Zeus um Hilfe an gegen den Strain, und Athene verlieh ihm