Full text: [Teil 4 = Kl. 5 u. 4] (Teil 4 = Kl. 5 u. 4)

Tiefe des Meeres sie vernahm und voll Sorge und Schmerz herbeieilte, 
um den geliebten Sohn zu trösten. Für ihn gab es aber nur einen 
Trost: Kampf und Rache an Hektor, obgleich ihm die Mutter klagend 
verkündete, daß nach Hektors Tode auch sein Geschick alsbald sich erfüllen 
würde. Weil aber seine Rüstung verloren war, so bat sie, er solle nur 
so lange sich der Schlacht enthalten, bis sie ihm eine neue gebracht, die 
der kunstfertige Gott des Feuers, Hephästus, verfertigen sollte. Und 
schon am andern Morgen brachte sie dem Sohne Schild, Harnisch, Helm 
und Beinschienen, alles von wunderherrlicher Arbeit, reich verziert mit 
Gold und Silber, von so leuchtendem Glanze, daß die Genossen des 
Helden nicht hinzublicken wagten. Vor allem der hochgewölbte kreisrunde 
Schild war ein Wunder anzuschauen wegen des herrlichen, vielfachen 
Bildwerks in erhabener Arbeit, womit der Gott die Oberfläche verziert 
hatte. In der Mitte sah man die Erdscheibe, umflossen vom Meer, 
und über ihr den Himmel mit Sonne, Mond iinb Sternen; darunter, 
den Rand entlang, reihte sich Bild an Bild von den Freuden und 
Leiden der Menschen in Krieg und Frieden, von blutigen Kämpfen und 
fröhlichen Festen. 
Achills Rache. 
Nachdem sich vor dem versammelten Heere Achill mit Agamemnon 
versöhnt hatte, eilte er, die Schlacht zu erneuern, an der diesmal auch 
die Götter des Olymps selbst teilnahmen, auf dieser oder jener Seite, 
je nachdem sie den Griechen oder den Troern hold waren. Ares brüllte 
wie ein Sturm, Eris tobte durch die Scharen, dazu donnerte Zeus vom 
Olymp, und Poseidon, der Beherrscher des Meeres, erschütterte die Erde 
so gewaltig mit seinem Dreizack, daß Plnto selbst in seinem unter¬ 
irdischen Reich erschrak. Während dieses Götterkampfes suchte Achilles 
den Hektor, den jedoch Apollo in einen Nebel hüllte und dem anstür¬ 
menden Göttersohn entzog. Um so grimmer wütete er unter den andern 
Feinden: seine feurigen, kampffrohen Rosse flogen stampfend über Schilde 
und Leichname, daß das Blut aufspritzte bis zum Stuhl des zweirädrigen 
Schlachtwagens, auf dem der speerschwingende Held stand. So drängte 
er die Fliehenden in den Fluß Skamander und stürzte sich mit dem 
Schwerte ihnen nach. Bald rötete sich das Wasser von Blut, seine 
Hände wurden starr vom Morden, und der Stromgott Skamander selbst 
ergrimmte ob des entsetzlichen Würgens. Er ließ seine trüben Fluten 
hoch aufschwellen, warf die Leichen mit brüllendem Tosen ans Ufer, und 
seine Brandung schlug brausend an den Schild des Helden. Nur mit 
Mühe, über die Äste einer losgerissenen Ulme klimmend, erreichte Achilles 
das Ufer. Aber der Flußgott rauschte ihm nach, die Wogen bespülten 
seine Schultern und rissen ihm den Boden unter den Füßen fort. Da 
flehte er Zeus um Hilfe an gegen den Strain, und Athene verlieh ihm
	        
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