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und wollten schon verzagen, als sich plötzlich, kaum daß die
Sonne ihren ersten Funkenbiitz über den Horizont geworfen hatte,
ein seltsam melodisches Klingen in der Luft erhob und ein gewär¬
tiger Duft den ganzen Garten erfüllte. Zugleich tat sich unter dem
großen Apfelbaum das Erdreich ein wenig auf, und ein leuchtend
grüner Keim schoß hervor, der alsbald seine Blätter entrollte und
aus deren Mitte einen Blütenstengel mit drei goldenen Knospen
emportrieb. Das Klingen in der Luft schwoll an, und der Duft
verstärkte sich, als sich diese Knospen voneinander taten und drei
Blumen entfalteten, die genau dem Krönlein des Schlangenkönigs
glichen und gleich diesem in der Mitte wie blaue Sterne leuchteten.
Aber kaum hatte sich diese zur höchsten Pracht aufgetan, als sie
auch schon die Köpfe hängen ließen, so daß bald nur noch der
verwelkte Pflanzenstengel dastand.
An dieser Stelle grub nun die Frau und stieß bald auf einen
großen Topf, der mit goldenen Münzen und kostbaren Edelgesteinen
bis zum Rande angefüllt war, so daß sie auf einmal viele Reich¬
tümer besaß. Noch am selbigen Tage brachte Grete dem Schlangen¬
könig seine Krone zurück. Ihre Mutter, die den reichen Fund
niemand mitteilte, verkaufte bald darauf ihr kleines Anwesen an
einen benachbarten Bauern, der zur Abrundung seines Gutes schon
lange danach getrachtet hatte, und zog mit Grete in eine entfernte
Stadt, wo sie in einem schönen Gartenhäuschen in behaglicher
Wohlhabenheit wohnte und ihre Tochter in allen guten Dingen
unterrichten ließ, so daß aus der kleinen Gänsehirtin ein kluges
und schönes Mädchen ward, das später ein vornehmer junger Mann
zu seiner Gattin erwählte.
So ward sie die Stammutter eines blühenden und wohlhabenden
Geschlechts, dessen Nachkommen noch heute bestehen und in
ihrem Wappen eine silberne, gekrönte Schlange und zwei goldene
Gänse führen.
133. Veit und Rübezahl* Von Tob. Karl HuguTt flöuiaas.
Volksmärchen der Deutschen. Bearbeitet von Dr. M. W. Gotthard Müller.
Stuttgart o. J. S. 58.
1.
einem Bauer in der Amtspflege Reichenberg in Böhmen hatte ein
böser Nachbar sein Hab und Gut abgerechtet, und nachdem sich die
Justiz seiner letzten Kuh bemächtigt hatte, blieb ihm nichts übrig als ein
abgehärmtes Weib und ein halb Dutzend Kinder. Zwar gehörten ihm
noch ein Paar rüstige, gesunde Arme; aber sie waren nicht hinreichend,
ihn und die Seinigen zu ernähren. Es schnitt ihm durchs Herz, wenn