3. Kapitel. Friedrichs des Großen Regierung. 57
und Schatzscheine ausgeben lassen. (Der Jude Ephraim Münz-
meister.) Erst nach dem Frieden wurden dieselben eingezogen
und das Münzwesen von Neuem geordnet. Seine Aufgabe im
Frieden war nicht minder groß als im Kriege; denn es galt
jetzt, die Wunden zu heilen, die der Krieg dem Lande geschlagen.
Hatte er sich im Kriege als großen Feldherrn bewährt, so zeigte
er sich im Frieden als den größten Staatsmann seiner Zeit.
Die Einnahmen mußten vermehrt werden, um dem darnieder-
liegenden Lande aufzuhelfen. Deshalb erhöhte er die Accise
und führte das Tabacks-und Kaffee-Monopol ein, Regie
genannt, und zur Erhebung dieser Steuern bediente er sich
französischer Steuerbeamten, die aber wegen ihrer Rücksichts-
losigkeit allgemein verhaßt waren. Dadurch stiegen die Staats-
einnahmen bis auf 20 Millionen Thaler. In den Provinzen,
die der Krieg besonders heimgesucht hatte, vertheilte er Getreide,
Pferde, auch mehrere Millionen Thaler und erließ ihnen auf
einige Zeit die Abgaben. Alle Unterthanen hatten sich seiner
Hülfe und Fürsorge zu erfreuen.
Ackerbau und Viehzucht. Noch lag viel Grund und
Boden unbebaut. Daher war er ans die Vermehrung des
Ackerlandes eifrig bedacht und um bessere Produkte zu erzielen,
ließ er vorzüglichen Samen, auch Zuchtvieh aus dem Auslande
kommen und legte Musterwirtschaften an. Die Kartoffel wurde
eingeführt, zu deren Anbau die Bauern oft zwangsweise ange-
halten werden mußten. Die Frohndienste der Bauern be-
schränkte er auf drei Tage in der Woche, damit sie die nöthige
Zeit zur Besorgung ihrer eigenen Wirtschaft haben könnten.
Die Oder-, Warte- und Netzebrüche ließ er entwässern und in
fruchtbares Acker- und Wiesenland verwandeln und zum Anbau
zog er an 250,000 Colonisten in das Land. Für die adligen
Gutsbesitzer, die auch durch- den Krieg schwer gelitten hatten,
stiftete er die Landfchafts-Creditbank, ans welcher sie Gelder zu
mäßigen Zinsen auf ihre Güter entnehmen konnten.
Handel und Gewerbe. Nicht weniger bedurften die
Handwerker und Gewerbtreibenden der Unterstützung, die oft
das Geld nicht hatten, um die nöthigen Rohstoffe zu ihrer
Arbeit zu kaufen. Deshalb legte der König Magazine an, aus
welchen die Handwerker ihre Arbeitsstoffe entnahmen, die sie
erst dann zu bezahlen brauchten, wenn sie die daraus verfertigte
Waare verkauft hatten. Zur Förderung der Leinen- und Tuch-
Weberei legte er Musteranstalten an und schützte die inländischen
Erzeugnisse durch hohe Eingangszölle. Berlin erhielt die erste
Porzellanmanufactur, Sammetmanusactur, Kattundruckerei, Zucker-