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Sinne unfreien Versammlung Wahrheit geredet: wirkliche ernste Rechts- und 
Vermmftsgründe, wo jetzt nur die erhitzte Phrase, die Lüge in allen mög¬ 
lichen Formen herrschte. Ergreifend war der Schluß, mit welchem Deseze 
seinem unglücklichen König zugleich die Leichenrede hielt: „Ludwig bestieg den 
Thron mit zwanzig Jahren, und mit zwanzig Jahren gab er ans dem Thron 
das Beispiel edler Sittlichkeit; keine schuldvolle Schwachheit, keine sitten¬ 
verderbliche Leidenschaft — — das Volk wünschte die Aushebung einer ver¬ 
hängnisvollen Abgabe, er schaffte sie ab; das Volk wünschte die Aushebung 
der Leibeigenschaft, er begann damit, sie ans seinen Domänen abzuschaffen, 
— das Volk wollte die Freiheit, er gab sie ihm. Und im Namen dieses 
selben Volkes verlangt man jetzt — — Bürger, ich vollende nicht, ieh halte 
stille vor der Geschichte — — bedenkt, daß sie euren Richtersprnch richten 
wird, und daß ihr Gericht das Gericht der Jahrhunderte ist." Es folgten 
Verhandlungen, bei denen sich das Interesse um die Frage drehte, ob das Urteil 
des Konvents dem Volk zur Bestätigung oder Verwerfung vorgelegt werden 
solle, der t^ppel an penple. Die Girondisten verlangten es, weil sie nicht 
den Mut hatten, die Schnldfrage mit einem klaren Nein zu beantworten, 
und doch dem König wenigstens das Leben retten wollten. Hier waren die 
Männer der Linken, des Berges, wie man sie nach den ansteigenden Sitzen 
ans ihrer Seite nannte, folgerichtiger und in ihrer Art ehrlicher. Die Be¬ 
rufung ans Volk, sagte Robespierre, käme leicht ans einen Umsturz der 
Republik hinaus; in Wahrheit, eine Abstimmung über eine solche Frage 
würde die wahre Mehrheit des französischen Volkes höchst wahrscheinlich 
wieder an den Tag gebracht haben. Deutlich zeigte sich selbst in Paris der 
Widerwille gegen die Republik. Darum hatte man sich den Auswurf von 
Marseille kommen lassen, der ans Elementen bestand, die ihre Vergangenheit 
unbedingt zuverlässig machten. Aber man war unter dem Banne der Sep- 
tembergrenel, deren Schrecken sich jeden Augenblick erneuern konnten, und 
unter diesem Druck erfolgten auch die Abstimmungen, welche am 14. Januar 
1793 begannen. Das Schuldig — die Bejahung der ersten Frage, ob 
Ludwig sich „gegen die Freiheit der Nation verschworen" habe — erfolgte 
fast einstimmig: 683, ein trauriges Zeichen; nur 13 verweigerten die Ab¬ 
stimmung, weil sie keine richterliche Befugnis hätten, was einige andere mit 
dem Zusatz decken wollten, daß sie als Gesetzgeber und nicht als Richter 
stimmten. Man kam zur zweiten Frage, ob das Urteil der Bestätigung 
durch das Volk unterworfen werden solle; hier setzte die Gironde mit einem 
schwachen Versuch der Rettung an, wobei ihnen aber schon nicht mehr alle 
die Ihrigen folgten: die Männer wie Barere und Sieyss waren bereits ans 
dem Wege ins siegreiche Lager. Das Wort der Konsequenten sprach St.
	        
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