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Ziel gesteckt; fest stand ihul aber das Eine: die Behauptung der gewonnenen
Macht und dann die Ausdehnung derselben, so weit seine Sterne ihn führen
möchten. Für diesen Zweck gebrauchte er jedes Mittel mit völliger Gleich¬
gültigkeit über den inneren Wert desselben; er >var gewaltthätig und listig,
brutal und geschmeidig, gutmütig und unbarmherzig, wie es die Umstände
forderten; er zeigte mit gleicher Meisterschaft einschmeichelnde Liebenswürdig¬
keit, wildbransenden Jähzorn, erhabene Ruhe, ein jedes in jedem Moment,
so weit es seinen Absichten paßte, mit klarer und kalter Berechnung auch
des scheinbar heftigsten Affektes. Für die meisten Menschen find die Jugend-
jahre, welche er damals zurücklegte, eine Zeit der Begeisterung, der Hingabe,
der Joeale; er aber war, nach seinem Lebensgange inmitten einer beispiel¬
losen Revolution, schon damals abgelöst von allen Gefühlen, welche den
Menschen an den Menschen und das Leben an die sittlichen Gesetze binden.
Es ist unmöglich, damals noch irgend wen zu entdecken, dem er selbstlose
Neigung oder tiefes Vertrauen geschenkt hätte; die Menschen schätzte oder
haßte er, je nachdem sie Werkzeug oder Hindernis seiner Pläne waren; im
Grunde des Herzens verachtete er sie sämtlich, die Diener und die Feinde.
Sein Denken und Handeln ging jetzt völlig auf in dem einen Gedanken der
eigenen Größe: kein Recht und keine Pflicht, kein Gesetz und kein Vertrag
hatten für ihn eine Bedeutung, wenn sie mit dieser ersten Forderung seines
Daseins in Widerspruch gerieten. Es war eine Unbefangenheit der Herrsch¬
sucht, wie sie zum Glücke der Menschheit nur in den seltenen Augenblicken
erscheint, wo ein mächtiges Genie, ein Cäsar oder Attila, sich unter den
Trümmern einer zusammenbrechenden Vergangenheit in unbeschränktem Selbst¬
gefühl emporhebt. Bonnparte hatte einen namenlosen Advokaten von Arras
zum allmächtigen Beherrscher Frankreichs werden sehen; was sollte nach
einem solchen Vorgänge ihm, der stärker und listiger war als Robespierre,
unerreichbar dünken? Bisher hatte ihm jeder Feind den Rücken gezeigt,
Italien zitterte vor seinen Winken, die französische Regierung selbst war ihm
unterwürfig; man begreift, daß ein junger Mann, der binnen drei Monaten
solche Erfolge errungen hatte, in jedem weiteren Kampfe nur die Quelle
größeren Gewinnes sah, an die Möglichkeit eines Mißlingens nicht dachte
und allen künftigen Gefahren mit keckem Stolz entgegenging.
7. Deutscher Spruch.
(Christian Friedrich Daniel Schubart.)
Wenn Deutschland seine Würde fühlt,
nicht mehr mit Auslands Puppen spielt;