302 
Doch fürchte nicht das stille Grab 
und nicht den stillen Hügel; 
der müde Leib nur sinkt hinab, 
der Seele wachsen Flügel; 
die schwingt sich auf im Sonnenschein, 
wo weder Tod noch Leid wird sein — 
zum Kanaan dort oben. 
135. Letzte Fahrt. 
Am 6. Juni 1888. 
(Theodor Fontane.) 
„Ich sähe wohl gern (er sprach es stumm) 
noch einmal die Plätze hier herum. 
Am liebsten ans Alt-Geltow zu, — 
und ihr kommt mit, die Kinder und du." 
Das Dorf, es lag im Sonnenschein; 
in die stille Kirche tritt er ein, 
die Wände weiß, die Fenster blank, 
zu beiden Seiten nur Bank an Bank; 
und auf der letzten — er blickt empor 
auf Orgel und ans Orgelchor 
und wendet sich und spricht: „Wie gern 
vernähn:' ich noch einmal: ,Lobe den Herrn'. 
Den Lehrer im Feld, ich mag ihn nicht stören 
Biky, laß du das Lied mich hören." 
Und durch die Kirche, klein und kahl, 
als sprächen die Himmel, ertönt der Choral, 
und wie die Töne sein Herz bewegen, 
eine Lichtgestalt tritt ihm entgegen, 
eine Lichtgestalt, an den Händen beiden 
erkennt er die Male: „Dein Los war leiden, 
du lerntest dulden und entsagen; 
drum sollst du die Krone des Lebens tragen. 
Dn siegtest, nichts soll dich fürder beschweren: 
Lobe den mächtigen König der Ehren..." 
Die Hände gefaltet, den Kopf geneigt, 
so lauscht er der Stimme. 
Die Orgel schweigt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.