Joseph von Führich an seine Eltern.
—— — ——
— — [ — — — — —
linßks kommen die heiligen drei Rönige geritten; rechts er-
scheint der Engel den Hirten; den Schluß aul beiden Seiĩten
machen einige Cypressen- und õlzweige. Ich hatte schon
vor einiger Zeit mehreren Freunden gesagt, daß ich am
Heiligen Abend nicht im Mirtshause, sondern auf meiner
Stube essen wolle. Mein Vorschlag gefiel ihnen, und sie
versprachen, diesen Abend mit mir zusammen zuzubringen.
Nachmitfags stellte ich meine Rrippe auf und räumte die
Stube zusammen. Endlich ward es dunkel. Mie Silber
glänzte die Mondsichel aus dem tiefen Blau des Himmels,
und hier und da traten einige Sterne hervor. Die große Glocke
von St. Peter begann jetzt das leierliche Festgelãute, und alle
Glocken der dreihundert Kirchen Roms nahe und serne
folgten: ein schöõnes, unbeschreibliches Ave Maria!
Die Freunde kamen und waren von meinem Rrippel
sehr freudig überrascht. Einer holte eine große rote Decke
herbei, die vor dem Rrippel auf meine Rommode ausgebreitet
wurde. Alle Leuchter, die wir austreiben konnten, wurden
mit brennenden Lichtern darauf gestellt. Ich hatte ein
hübsches deutsches Feuer in meinen Osen gemacht, so daß
uns allen sehr gemütlich war. Jeder träumte sich in seine
Heimat zurũck. Das Evangelium des Festes (Luc. 2, 1 -20)
wurde gelesen, auch das erste Evangelium Jjohannes. Mir
sangen, was wir ernsssten Inhalts wußten, ich mein schönes
Lieblingslied: „Des Himmels Bot' von oben.“ Dann mach-
ten wir uns auf den Veg, um in einer nahen Rlosterkirche
der Christnacht beizuwohnen. Nach dem Hochamte ging
jeder ruhig und heiter nach Hause.
Da ich weiß, wie gern Ihr Euch zu mir im Geiste ver—
setzt, so habe ich Euch recht ausführlich geschrieben, wie
ich diesen mir immer so lieben, so wichtigen und wahrhast
Heiligen Abend verlebte. Immer dachte ich an Euch, wie
Ihr es gewiß auch an mich getan haben werdet. Wie werdet
lhr den Heiligen Abend verlebt haben? Und nun, viel-
geliebte Eltern und gute Schwester, empfehle ich Euch wie-
der dem Schutze Gottes und aller Heiligen. Seid nie be—