309 
142. Das Femsprecliwesen (Teleplionie). 
(Julius Zöllner.) 
Es klingt unglaublich, wenn wir hören, dass es möglich sei, durch 
den elektrischen Telegraphen auf hunderte von Meilen sich mit einem 
Entfernten zu unterhalten, so dass dieser mit dem leiblichen Ohre 
unsere Stimme mit allen ihren Eigentümlichkeiten vernehmen, dass er 
die Melodie hören soll, die wir singen, dass er empfindet, wenn wir 
lachen, genau so, als ob er neben uns stünde. Und doch ist diese 
Möglichkeit bis zu einem gewissen Grade zur Wirklichkeit geworden. 
In unserm Ohre schlagen die Luftwellen, welche allein die Ton- 
empfindung hervorrufen können, an das Trommelfell, ein zartes, die 
innere Höhlung des Ohres abschliessendes Häutchen (Membran). Das¬ 
selbe pflanzt die empfangene Erschütterung fort auf die, auf der 
andern Seite daran liegenden Gehörknöchelchen in der Paukenhöhle 
und durch diese Knöchelchen bis auf die entgegengesetzte Wand, die 
wiederum, aus einer gespannten Membran bestehend, die Paukenhöhle 
abschliefst. Hinter diesem zweiten Häutchen befindet sich das La¬ 
byrinth, mit einer wässerigen Flüssigkeit, dem Labyrinthwasser. Dem¬ 
selben teilen sich also die Erschütterungen der Gehörknöchelchen 
mit und setzen es in hin- und hergehende Bewegung. Diese Be¬ 
wegung nimmt der Gehörnerv mittelst ganz eigentümlicher, förmlich 
abgestimmter Fasern auf, so dass von einem bestimmten Tone immer 
nur ganz bestimmte Fasern erregt werden, auf welcher Erscheinung 
die Verschiedenheit der Tonempfindung beruht. 
Der Oberlehrer Beis in Frankfurt a. M. hatte zuerst den vor¬ 
trefflichen Gedanken, den elektro-magnetischen Telegraphen, wie er 
bisher ein über Länder reichendes Auge war, zu einem ebenso weit 
hörenden Ohre machen zu wollen. Der elektromagnetische Apparat 
in dem von ihm erfundenen sehr vergrößerten Gehörwerkzeug spielt 
die Bolle der Gehörknöchelchen, welche die Erschütterungen vom 
ersten zum zweiten Häutchen fortpflanzen, und der Unterschied zwischen 
dem Inneren der Paukenhöhle und der Verbindungsweise zwischen 
den zwei Stationen des Telephons besteht hauptsächlich darin, dass die 
an das Trommelfell schlagenden Luftwellen durch eine Art Hebel¬ 
werk, beim Telephon durch die Erzitterungen eines Eisenstabes be¬ 
merkbar gemacht werden. 
Das Beissche Telephon hat folgende Einrichtung: Auf der ersten 
Station I oder dem Geber befindet sich ein hohler Kasten, vorn mit 
einer Schallöffnung versehen. In diese hinein wird die Melodie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.