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und mit den Füssen bewegt wurden. Er konnte sich zwar von Höhen 
in schräger Richtung herablassen, nicht aber sich erheben. Eine grosse 
Zahl verschiedener Apparate und eine noch viel grössere von Ent¬ 
würfen, die aus Mangel an Geld nicht zur Ausführung gelangten, 
scheiterten alle an der betrübenden Wahrnehmung, dass die mensch¬ 
liche Muskelkraft nicht ausreicht, den eigenen Körper in der Luft 
ohne festen Stützpunkt empor zu heben und dauernd in derselben zu 
erhalten. Die Luft ist ein zu dünnes Mittel, um den aufwärts ge¬ 
richteten Bewegungen des Apparates einen genügenden Widerstand 
entgegen zu setzen. Endlich kam man auf den Gedanken, einen 
Körper herzustellen, der leichter sei als die Luft. Die Ausführung 
dieser Idee und damit zugleich die Erfindung des Luftballons gehört 
den Brüdern Montgolfier. 
Etienne und Joseph Montgolfier waren die Söhne eines Papier¬ 
fabrikanten in dem französischen Städtchen Annonay. Neben einem 
lebhaften Streben nach praktischer Tüchtigkeit wurde in der Familie 
die Liebe zur Wissenschaft aufs eifrigste gepflegt, und so hatten sich 
die Brüder nicht nur durch erhebliche Verbesserungen in ihrem 
Geschäftsbetrieb, sondern auch durch Erfindungen auf dem Gebiet 
der Physik und Chemie bald einen bedeutenden Namen gemacht. 
Die täglich an den Gebirgen ihrer Heimat aufsteigenden Wolken 
brachten die Brüder zuerst auf die Idee, künstliche Wolken zu 
machen. Sie sperrten daher Wasserdampf in künstliche Umhüllungen 
ein: der Apparat hob sich, um alsbald wieder zu fallen. Sie nahmen 
nun Rauch, und die Sache ging nicht viel besser. Da lernten sie ein 
neues Werk über die verschiedenen Luftarten kennen, das eine Menge 
wichtiger Entdeckungen über bis dahin unbekannte Gase und ihre 
Eigenschaften enthielt. Dies führte sie darauf, papierne Ballons mit 
dem leichten Wasserstoffgas zu füllen; doch die Ballons liessen das 
Gas zu schnell entschlüpfen, und seine Bereitung war damals kost¬ 
spielig. Sie kehrten deshalb zur Dampferzeugung zurück, diesmal 
aber von der sonderbaren Idee ausgehend, dass feuchtes Stroh und 
gehackte Wolle mit einander verbrannt vielleicht einen ,,elektrischen 
Dampf“ bilden werde, der eine grössere Triebkraft besitze. Sie fingen 
denselben in Taftballons, die sie mit der unteren Öffnung über das 
angezündete Feuer hielten, und jetzt stiegen ihre Apparate wirklich, aber 
nur deshalb, weil sie Hüllen von grösserer Dichtigkeit genommen hatten. 
Das Prinzip des Luftballons ist dasselbe, welches die Luftblase 
im Wasser emporsteigen lässt: die Verschiedenheit des specifischen
	        
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