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regelmässig die Zeit bestimmt wird. Das andere hat eine eiserne
Drehkuppel; unter dieser steht ein Repsoldsches Doppelfernrohr, an
einer knieförmig gebogenen mächtigen Eisensäule dergestalt befestigt,
dass es nach allen Seiten frei gedreht werden kann. Die beiden
Fernrohre liegen parallel. Durch das eine beobachtet der Astronom
selbst einen Teil des gestirnten Himmels und dadurch stellt er zu¬
gleich das andere auf denselben Teil des Himmels ein, welcher dann
durch dieses Fernrohr photographiert wird. Auf diese Weise werden
die einzelnen Teile von einer grossen Karte des gesamten Sternen¬
himmels gewonnen, deren Herstellung der Pariser Kongress der Astro¬
nomen von 1887 beschlossen und in entsprechenden Teilen auf die
grösseren Sternwarten der ganzen Erde verteilt hat.
174. Die Sterne.
(Matthias Claudius.)
Ich sehe oft um Mitternacht,
wenn ich mein Werk gethan
und niemand mehr im Hause wacht,
die Stern' am Himmel an.
Sie gehn da hin und her zerstreut
als Lämmer auf der Flur,
in Rudeln auch und aufgereiht
wie Perlen an der Schnur.
Und funkeln alle weit und breit
und funkeln rein und schön,
iä) seh die große Herrlichkeit
und kann mich satt nicht seh'n.
Dann saget unterm Himmelszelt
mein Herz mir in der Brust:
„Es giebt was Befsers in der Welt,
als all ihr Schmerz und Lust."
Ich werf' mich auf mein Lager hin
und liege lange wach
und suche es in meinem Sinn
und sehne mich danach.