Full text: Neuntes Schuljahr (B)

erdet ist aber der Mensch auch, wenn er ein Wasserleitungs- oder Gas— 
leitungsrohr anfaßt; denn die Rohre sind gute Leiter und münden im 
Erdreich; gut geerdet war auch das im Bade vom elektrischen Schlag 
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mit der Erde verbunden war. Es folgt daraus, daß es in unsern Häusern 
„stromsichre“ und „stromgefährliche“ Räume gibt; zu den letztern zählen 
vor allem Keller, Waschküchen, Badezimmer, die eine gute Ableitung zur 
Erde haben. 
9. Die Wirkung des elektrischen Stromes ist auch abhängig von dem 
jeweiligen Zustand unsres Körpers. Ist dieser vom Schweiß feucht, so 
ist es wohl möglich, daß ein großer Teil des Stromes über und nicht 
durch den Körper zur Erde fließt und darum weniger Schaden anrichtet. 
Bemerkenswert ist es auch, daß der seelische Zustand auf die Wirkung 
einigen Einfluß hat. Man hat beobachtet, daß Menschen im Schlaf Ströme 
vertragen konnten, die für wachende Menschen tödlich waren. 
10. Wir können hier nicht näher auf die ärztlichen Untersuchungen 
über den Tod durch Elektrizität eingehen, für unsern Zweck muß nur das 
eine hervorgehoben werden, daß fast alle Starkstromzuleitungen, die in 
unsre Wohnhäuser führen, unter Umständen Leben und Gesundheit be— 
drohen können. Darum ist Vorsicht bei der Benutzung der Anlagen am 
Platze. Leider wird aber diese nicht immer geübt. Dr. Jellinek in Wien 
hat in letzter Zeit in Fachzeitschriften einige eingehende Abhandlungen 
über die Hygiene der elektrischen Hauseinrichtungen veröffentlicht, und er 
berichtet darin über Unfälle, aus denen wir lernen, wie man es nicht 
machen soll. So wollte eine Dame ein seidenumsponnenes Kabel, das zu 
einer Glühlampe führte, mittels einer Heftnadel an einem Wandteppich 
befestigen. Beim Durchstechen der Nadel sind alle Lampen im Zimmer 
erloschen; durch den Kurzschluß wurde die Bleisicherung im Hauptkabel 
der Wohnung geschmolzen. Daß eine solche leichtsinnige Handlungsweise 
auch ernstere Folgen nach sich ziehen konnte, ist ohne weiteres klar. In 
einem andern Falle bohrte ein kleiner Junge mit einer Haarnadel in einen 
Steckkontakt der Wand; ein elektrischer Schlag bewog ihn, das gefährliche 
Spiel rechtzeitig einzustellen. Der Fall ist durchaus nicht vereinzelt, und 
darum sollten in der Wohnung alle Schalter, Steckkontakte und Taster 
in solcher Höhe angebracht werden, daß sie von Kindern nicht erreicht 
werden können. Andernteils aber sollte man die Kinder über die Ge— 
fahren, die mit solchen Spielereien verknüpft sind, eindringlich belehren. 
Die Leitungen innerhalb unsrer Wohnungen sind isoliert und darum 
im allgemeinen ungefährlich. Aus Schönheitsrücksichten läßt man sie aber 
häufig unter den Wandputz legen, so daß sie unsichtbar bleiben und die 
Wandfläche nicht verunstalten. Besser ist es aber, wenn sie sichtbar sind; 
denn die unter Putz gelegenen Kabel haben schon Anlaß zu Unfällen ge—
	        
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