obsiegte und den Finsternissen. dalß keine Spur von alter Trübsa
bliebe.
„WMWohl mochten manche weit dich überragen
an Scharfsinn und an umfangreichem Wissen;
wo aber kam dir einer gleich an Liebe?
Dr. Albreéecht. (Deutsches Land und Volk.
77. Die evangelischen Gemeindeschwestern.
I. Die Gemeéeindepflegestation hat drei Schwestern. In der Frühe
haben Schwester E. und Schwester A. ihre Wohnung verlassen, und
— D
bin unscheinbares Haus. dSie steigt sichern Schrittes die kKnarrenden
Stufen zum 2weiten Stockwerk hinauf und findet in dem fast noch
nächtlichen Dunkel, ohne zu fehlen, die Tür. Diese leise öff—
nend und hinter sich schlieszend, stebht sie mit éeinem „Grülz'
Gott!“ einen Augenblick später vor dom Schmerzenslager einer schwer
heimgesuchten, von Cicht fast zusammengeéezognen Witwe in den sech—
ziger Jahren. Obgleich diese allein lebt, bedarf sie doch nur weniger
Pflege; darum ist es stets nur der erste und letzte Gang am Tage,
welcher der Frau T. gilt. ihren Mittagstisch erhält sie aus der Schwe—
sternküche.
2. Jetzt nun ist der Schwester erstes Bemühen um den beschei—
denen Ofen. Ein Topf Wasser und ein Kleinerer mit frischer Milch, die die
Schwester unterwegs gekauft hat, wird darauf gesetzt, und nun erst
gilt dor Kranken selbst der Schwester Sorge. Vorsichtig wird sie aus
dem Bette gehoben, auf den Stuhbl daneben, den einzigen in der Wohnung,
gesetzt, sorglich zugedeckt und das ärmliche Lager frisch bereitet.
Mit dem inzwischen lau gewordnen Wasser wäscht ihr Schwester P.
Gesicht und Hände und ist eben nur mit diesen und andern Handreichun-—
gen fertig, als die aufßkochende Milch nach ihr verlangt. Schnell ent-
nimmt sie der Tasche eine Büchse, tut daraus einen reichlichen Löffe!
Kakaomehl zur Milch und quirlt beides tüchtig durcheinander. Dazu
legt sie ein mitgebrachtes Brötchen von gestern auf einen Scheme)
neben dem Stuhle der Kranken und setzt sich selbst zu dieser anf den
Rand des Boôttes.
Alles das ist unsrer Kranken nichts Neues. So oder dem öbhnlich
vollzieht sich jeden Morgen seit Halbjahrsfrist die Arbeit vor ihrep
Augen, und doch folgen diese jeden Tag so neugierig jeder Bewegung
der Schwester, als sähe sie diese zum erstenmal. In dem matten
Auge und dem Blicke nach der Schwester liegt aber mehr als
Neugierde, liegt ein unaussprechlicher Dank. zunächst wohl gegen