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14. Friede auf Erden.
Adolf Schmitthenner.
Novellen. Leipzig. 1896 . 8. 421.
Es gibt ein Dörflein, liegt also fernab von aller Welt,
daß gute und schlechte Mär zwei Monate später dorthin kommt,
als sonst an irgendeinen Fleck in deutschen Landen. So geschah
es, daß man um die Weihnachtszeit des Jahres 1648 in selbigem
Dorfe noch nicht wußte, daß nach dreißigjährigem Kriegsjammer
Friede geworden war im Vaterland, und doch hatten die
Herren Gesandten zu Münster und Osnabrück schon am
26. Oktober mit umständlicher Feierlichkeit das letzte große
Punktum gesetzt. Bald nach Martini zwar ist ein fahrender
Geselle gekommen, der erzählte im Wirtshaus, es sei Fried im
Reich, und er selber habe gesehen, wie die Bauern drunten
am Strom auf der Heerstraße ihre Schweine zu Markte getrieben
hätten; aber niemand glaubte es ihm. Einer holte den alten
Schulmeister. Der fühlte dem Fremden auf den Zahn durch
allerlei Fragen. Als der Geselle erzählte, daß er auf der hohen
Schule zu Padua gewesen sei, und daß man dort jetzt den
Stoßdegen unter dem Rockschoß trage, da raunte der Schulmeister
den andern zu: „Traut ihm nicht, 's ist ein Lateinischer",
und schier gar hätte der Wandersmann für seine Friedens¬
botschaft noch Schläge bekommen.
So wähnten sich die Leute mitten im Krieg. Wer etwas
in Feld oder Wald zu schaffen hatte, nahm einen guten Gesellen
mit. Abwechselnd trugen sie das Feuerrohr, und ehe sie an
die Arbeit gingen, suchten sie das Umland ab; während der
eine Holz machte oder ackerte, stand der andre auf Wache.
Einigemal hatten sich Gewappnete gezeigt; die wurden durch
Schüsse vertrieben. Ob es versprengte Soldaten waren oder
Raubgesindel, wußte man nicht. Allsonntäglich fügte der Pfarrer
dem großen Kirchengebet die Bitte um den edlen Frieden bei,
und sonst alle andermal ließ er sein Lieblingslied singen: „Ach
Gott, vom Himmel sieh darein, und laß es dich erbarmen!"
Er war stimmlos, seit ihm die Kroaten den Schwedentrunk
mit heißem Wasser gegeben hatten, und er hatte seitdem keine
gute Stunde mehr. Aber er versah noch seinen Dienst, und die
Leute verstanden ihren Hirten, auch konnten sie sich alle nah
zu ihm heransetzen. Krieg, Pest und Hunger hatten ausgeräumt.
So war der Tag vor dem Christfest herangekommen. Niemand
dachte mehr an die Friedensbotschaft des Lateinischen. Nur eine