fullscreen: Niederdeutscher Anhang ([Teil 8] = Klasse 2, [Schülerband])

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Die kleine Emma und ich stellten auf einen Tisch zu Füßen des 
Kranken die blühende Pflanze; wir stellten sie so, daß er sie ganz sehen 
konnte. 
Zuweilen fuhr ein Wagen unten vorbei. Durchs geöffnete Fenster 
klangen die Stimmen fröhlich spielender Kinder; und ein besonders Helles 
Sümmchen sang: „Laterne, Laterne, Sonne, Mond und Sterne," und 
sang diesen Vers immer wieder. 
Ich hatte mich so gestellt, die kleine, mich ängstlich anschauende 
Emma nicht loslassend, daß mich der Kranke nicht sah. Und während 
die Mutter mit beiden Händen die kalt werdende, mit Schweiß sich be¬ 
netzende linke Hand ihres Sohnes hielt, und während der Pastor in¬ 
brünstig seine Gebete sprach, lagen die brechenden Augen des Sterbenden, 
als sähe er den Himmel offen, auf der vergessenen Hortensie. 
Und der Todesengel schritt herein; und sein Palmenwedel berührte 
die bleiche Stirn. Der junge Mensch hatte ausgelitten. 
Die angeschobene Tür öffnete sich. Ich bemerkte den ganz ge¬ 
brochenen Vater; Tränen sickerten ihm jetzt durch die vor's Gesicht 
geschlagenen Finger. 
Der greise Prediger hielt wie segnend die Hände auf dem Haupte 
der zusammengesunkenen Mutter. Seine Augen hingen verklärt an der 
Decke in sicherem, festem Glauben an den Heiland. In seinen edeln 
Gesichtszügen lag die Liebe, die werktätige Liebe zu seiner kleinen 
Gemeinde, zu den Menschen. Und seine Stimme bebte in tiefem Basse: 
Er ist bei Gott. 
Es war eine große, ernste, feierliche Minute. 
Die Alte, die ich unten mit dem dampfenden Gefäß gesehen hatte, 
erschien. Sie hob abermals den Deckel ab und roch und pustete hinein. 
Gute Alte, dein Dekokt kommt zu spät. 
5. (lt äe „Stromtid“. Von fnt? Reuter. 
Sämtliche Werke. (Hesse, Leipzig.) 
1. Cn Aukschon un en Gräfnis. 
(^at was in dat Johr 1829 up den Jehann'sdag, dünn satt en 
XJ Mann in de deipste Trurigkeit in 'ne Eschenlauw in en ganz ver- 
kamenen Goren. Dat Gaud, wotau de Goren hürte, was en Pachtgaud 
un lagg an de Peen tüschen Anclam un Demmin, un de Mann, de in 
den käuhlen Schatten von de Lauw satt, was de Pächter — dat heit, 
hei was 't bet dorhen west; denn nu was hei afmeiert, un up sine 
Hawstäd' was hüt Aukschon, un sin Haw und Gaud gung in alle vir 
Win'n. 
Dat was en groten, breidschullerigen, virunvirtigjöhrigen Mann mit 
düsterblonde Hör, un wat Arbeit ut en Minschen maken kann, dat hadd
	        
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