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ins Dorf; die Geiß ging ihre Straß. 
Der Herr zu Petro sagen was: 
75 „Petre, hast das Gebet der Armen 
gehört? Du mußt dich ihrer erbarmen, 
weil ja den Tag bist Herrgott du, 
so stehet dir auch billig zu, 
daß du die Geiß nehmet in dein' Hut, 
so wie sie von Herzen bitten tut, 
und behüt’ sie den ganzen Tag, 
daß sie sich nicht verirr' im Hag, 
nicht fall’, noch mög' gestohlen werden, 
noch sie zerreißen Wölf’ und Bären, 
85 daß auf den Abend wiederum 
die Geiß unbeschädigt heimkomm' 
der armen Frauen in ihr Haus; 
geh hin und richt die Sach' wohl aus!" 
Petrus nahm nach des Herren Wort 
90 die Geiß in sein' Hut an dem Ort 
und trieb sie an die Weid' hindann. 
Da fing Sankt Peters Unruh an. 
Die Geiß war mutig, jung und keck 
und blieb gar nicht an einem Fleck, 
95 lief auf der Weide hin und wider, 
stieg einen Berg auf, den andern nieder; 
durch Wald und Hecken tät sie laufen. 
Petrus mit Ächzen, Blasen und Schnaufen 
mußt' immer nachtrollen der Geiß, 
loo und schien die Sonn’ gar überheiß; 
der Schweiß über sein’n Leib abrann. 
Mit Unruh verzehrt der alte Mann 
den Tag, bis auf den Abend spat 
entkräftet und ganz müd und matt 
105 die Geiß er wiederum heimgebracht. 
Der Herr sah Petrum an und lacht, 
sprach: „Petre, willst mein Regiment 
noch länger behalten in deiner Händ'?" 
Petrus sprach: „Lieber Herre mein, 
ho nimm wieder hin den Stabe dein 
und dein’ Gewalt; ich begehr’ mitnichten 
forthin dein Amt mehr auszurichten; 
ich merk’, daß mein’ Weisheit kaum taugt,
	        
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