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6. Wie sauber sehn die Kelchlein aus!“ 
So steckt’s sein Züngelchen hinein 
und trinkt und sagt: „Wie schmeckt’s so süß! 
Da muß der Zucker wohlfeil sein!“ 
7. Zum Sommer sprach der liebe Gott: 
„Deck’ auch dem Spätzlein seinen Tisch!“ 
Darauf der Kirschbaum Früchte trug, 
viel tausend Kirschen, rot und frisch. 
8. Und ’s Spätzlein sagt: „Ist’s so gemeint? 
Da nimmt man Platz und fragt nicht lang’. 
Das gibt mir Kraft in Mark und Bein 
und stärkt die Kehle zum Gesang.“ 
9. Zum Herbste sprach der liebe Gott: 
„Räum’ ab, sie haben alle jetzt!“ 
Drauf kam die kühle Bergesluft, 
und schon hass kleinen Reif gesetzt. 
10. Die Blätter werden gelb und rot 
und fallen bei des Windes Wehn, 
und was vom Boden aufwärtskommt, 
muß auch zum Boden abwärtsgehn. 
11. Zum Winter sprach Gott zum Beschluß: 
„Was übrig ist, deck’hurtig zu!“ 
Drauf streut er Schnee im Überfluß — 
und alles liegt in süßer Ruh’. 
J. Peter Hebel (nach Echtermeyers Übersetzung). 
85. Die Hecke. 
1. Bater ging an einem Sonntngmorgen mit mir aus der Stadt 
hinaus ins Freie. Es war im Mai. Wir kamen an vielen Gärten 
vorüber. Sie hatten Gitter von Eisen, schwarz, mit goldenen Spitzen. 
Einige hatten grün bemalte Holzstakete. Dann kamen wir an einen 
Garten, der nur mit einer geraden Reihe von Sträuchern eingefaßt war. 
„Siehst du," sagte Vater, „das ist einmal eine lebendige Hecke." 
Ich mußte lachen, denn die Hecke war nicht lebendig; sie stand 
ganz still. 
„Dummer Junge," sagte Vater, „ich meine nicht, daß die Hecke 
tanzen kann. Aber lebendig ist sie doch. Gitter von Eisen oder Holz 
sind tot, aber Sträucher sind lebendig, so gut wie Bäume und 
Blumen."
	        
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